Hilfsprojekt Familie

Werbung
Werbung
Werbung

"Entwicklungshilfe" umgekehrt: Das Magazin "Kids ok!" bietet Informationen für Eltern.

Selbstbewusst, voll Power, gar nicht schüchtern und ein Lächeln. Die Afro-Österreicherin Beverley Allen-Stingeder (37), "sehr glücklich" verheiratet und Mutter von zwei Mädchen, Zarina (5) und Melissa (31/2), vermittelt den Eindruck, dass sie erreicht, was sie sich vornimmt: Sie will das neue Veranstaltungsmagazin Kids ok! in Österreich etablieren.

Gratismagazin verrückt?

Die Idee, ein Veranstaltungsmagazin für (werdende) Eltern zu gründen, hatte ihren Ursprung in ein paar großen Kartons mit gesammelten Informationen zum Thema Schwangerschaft, Kind, und Elternschaft. Diese Informationen hat Allen-Stingeder während ihrer Schwangerschaften zu sammeln begonnen. "Die vielen Zettel habe ich immer noch nicht geordnet, aber ich dachte, es muss etwas geschehen, um Eltern das Leben zu vereinfachen", erzählt sie. Die Idee zu einem Gratismagazin war geboren. "Ich habe entdeckt, dass es da eine Marktlücke gibt. Es gab noch kein Magazin, das für Eltern und Schwangere ein wirklich umfangreiches Veranstaltungsprogramm geboten hat."

Ein Magazin mit Expertenbeiträgen, Mütter- und Väter-Kolumnen und vor allem mit Veranstaltungen sollte es also werden. Um ihre künftige Zeitschrift zu finanzieren, machte sie sich auf die Suche nach Inserenten. Im September 2003 war es dann soweit. Die erste Ausgabe von Kids ok! kam mit einer Auflage von 5.000 Stück in Oberösterreich auf den Markt. "Die Leute dachten anfangs, ich sei verrückt, weil das Magazin gratis ist", sagt sie. "Es ist jetzt schon so, dass ich dabei eher draufzahle als etwas verdiene. Aber ich bin überzeugt, dass sich das bald ändern wird!"

Ethik trotz Wirtschaftsdruck

Durch finanzielle Verlockungen lässt sie sich nicht von ihren Vorstellungen abbringen: "Anbieter von Babynahrung, die mit dem Lebensmittelkodex nicht vereinbar sind, können bei uns zum Beispiel nicht inserieren. Es geht schließlich auch darum, dass man sich selbst in den Spiegel schauen kann!" Trotz wirtschaftlichem Druck dürfe die Ethik nicht zu kurz kommen. Diesen Anspruch dokumentiert Allen-Stingeder durch ihr Engagement für schutzbedürftige Kinder und Aidswaisen im Rahmen von Unicef.

Das Konzept eines Gratismagazins rund ums Thema Baby, Kinder und Eltern scheint aufzugehen. Ein Jahr nach der ersten Ausgabe ist die Auflage des Magazins auf 8.500 gestiegen, erstmals ist im September auch eine Steiermark-Ausgabe herausgekommen. Und die Expansion setzt sich fort: Im März 2005 werden bereits 4 Regionalausgaben erscheinen: Wien/Burgenland, Steiermark/ Kärnten, Salzburg und Oberösterreich. Ende 2005 soll ganz Österreich "erschlossen" sein.

Nur im Tourismus Arbeit

Allen-Stingeder verbrachte ihre ersten zehn Lebensjahre in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, wo sie bei ihrer Großmutter lebte. Als ihre Mutter nach Österreich zog, entschied sie, ihr zu folgen. Nach Hauptschule in Pasching (OÖ) schloss sie die Handelsschule ab. Trotz guter Schulnoten fand sie wegen ihrer Hautfarbe keine Anstellung. Sie folgte dem Rat ihrer Mutter, die in Österreich als Schwarze damals auch keine Chance hatte, eine ihrer Qualifikation entsprechende Arbeit zu finden, und ging in den Tourismus, wo sie immer wieder auf Leute traf, die ihr offen und vorurteilsfrei begegneten.

Die beste Frau

"Dann habe ich eine Annonce entdeckt, da stand: Wir suchen den besten Mann!' Ich war stinksauer und schrieb ihnen, ich sei die beste Frau!" Was die Schweizer Restaurant-Kette offenbar beeindruckte, denn man bot ihr eine Stelle als Restaurant-Leiterin in Toronto an. Allerdings kam Franz - mittlerweile ihr Ehemann - dazwischen, und so entschied sie sich, in Linz zu bleiben, die Studienberechtigungsprüfung zu machen und Handelswissenschaften zu studieren. "Ich bin ein Mensch, der macht, was er sich vorgenommen hat. Ich habe mit 30 Jahren zu studieren begonnen und mir gedacht, das ziehe ich jetzt durch." Dass ihre Kinder in der gleichen Zeit gekommen sind, hat ihr nur noch mehr Energie gebracht, sagt sie.

Der Autor ist freier Journalist in Linz.

Kids Ik!

Kids ok! wird vom Verein Familien-Information herausgegeben. Das Magazin, das viermal jährlich erscheint, wird kostenlos in Apotheken, Eltern-Kind-Zentren, bei Kinderärzten, Gynäkologen etc (insgesamt 2.000 Kooperationspartner) aufgelegt. Die Gesamtauflage pro Quartal ist mit "mindestens 45.000" beziffert. Hauptbestandteil des Magazins sind Infos zu Veranstaltungen, welche kostenlos veröffentlicht werden.

Internet: www.kids-ok.at

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung