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Die gefeierten Philharmoniker

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Ein Jubiläum der Wiener Philharmoniker — sie feierten den 125. Jahrestag ihres Bestehens — ist mehr als ein Jubiläum, denn die Gratulanten gratulieren sich gleichzeitig selbst zum Besitz einer solchen Institution, zur klingenden Botschaft Österreichs in die Welt, zur Spitze einer Musikkultur, auf die stolz zu sein jeder Österreicher Grund und Freude hat. So war denn auch bei dieser Geburtstagsfeier die „österreichische Familie“ versammelt, zur Welt geweitet durch die Bedeutung des Jubilars und die von auswärts kommenden Grüße. Nach dem Festprolog von Rudolf Henz, dem dichterischen Glückwunsch und den Offiziellen Festreden des Bundespräsidenten, des Unterrichtsministers und des Bürgermeisters von Wien sprach der Dirigent Dr. Karl Böhm die große Laudatio, der in der Ausstellung eines Teiles der Schätze der Philharmoniker (Autographen, Ori-gmalpartituren, Huldigungsschreiben usw.) eine stumme, aber ebenso beredte folgte.

In einer nachmittägigen Feierstunde überreichte ein Delegierter der Academie du Disque Frangais den Philharmonikern den Grand Prix International du Disque 1966. Ihrerseits überreichten die Philharmoniker ihre Auszeichnungen: den Ehrenring in Gold und den silbernen an die Hofräte Dr. Reinhold Melas, Dr. Leopold Nowak, Dr. Wilhelm Jerger sowie an die Dirigenten Solu, Bernstein, Ormandy und Szell (für die letzteren drei wurde er vom Geschäftsträger übernommen). Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt die Professoren Fritz Sedlak und Hugo Burghauser, zum Ehrendirigenten Dr. Karl Böhm. Alle im Ruhestand lebenden Philharmoniker erhielten eine Gedenkmedaille.

In einem Lichtbildervortrag Otto Strassers, „Ein Leben mit den Philharmonikern“, der uns in Bild und Wort an den verschiedenen Schicksalen des Orchesters mit seinen Dirigenten Furtwängler, Toscanini, Bruno Walter, Richard Strauss, Clemens Krauss lebhaft beteiligte, war die Verbundenheit des Publikums mit „seinem“ Orchester fast greifbar. Nach einem Wort Prof. Baryllis aber: „Wenn die Philharmoniker was zu sagen haben, sollen sie spielen“, blieb natürlich das musikalische Erlebnis stärker als alle Worte.

Die Festvorstellung von „Fidelio“ in der Staatsoper unter Karl Böhm, mit Leonie Rysanek, Anneliese Rothenberger in den weiblichen Hauptrollen, James King als Flore-stan, Otto Wiener als Pizarro, Walter Kreppel als Rocco und Murray Dickie als Jacquino gipfelte trotz hervorragender Darstellung und Leistung der Sänger in der Dritten Leonoren-Ouvertüre vor dem letzten Bild.

Als noch unmittelbarer und überragender darf der große Eindruck des Nicolai-Konzertes gebucht werden, mit der vollendeten Wiedergabe von Beethovens 3. und 6. Symphonie, abermals unter Karl Böhm. Daß Dirigent und Orchester bei jedem Auftreten mit minutenlangem Beifall gefeiert wurden, äst mehr als alle Worte der Beweis herzlicher Verbundenheit mit den Philharmonikern, die nach den Worten von Rudolf Henz „ein starkes Ge9tirn sind über einer weithin schon sternlosen Welt“.

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