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„Wozzeck“ in der Staatsoper

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Fünf Jahre nach der denkwürdigen, heftig umstrittenen Uraufführung an der Berliner Staatsoper unter Kleiber zog Alban Bergs „Wozzeck“ (1930) auch im Großen Haus am Ring ein. 1952 gab es eine Neuinszenierung des inzwischen berühmt gewordenen, auch von kleineren Bühnen erfolgreich aufgeführten Werkes im Theater an der Wien, und 195 5 sahen wir, im Rahmen des großen Opernfestes, jene Inszenierung durch O. F. Schuh mit Bühnenbildern und Kostümen von Caspar N e-h e r, auf der auch die letzte, am Abend des ersten Festwochentages von der Wiener Staatsoper gebotene Neueinstudierung basiert. Über das Werk selbst, seinen Text (nach Georg Büchners „Woyzek“-Frag-ment), die formale Konzeption Bergs, die Ausdrucksgewalt und Größe seiner Musik ist an dieser Stelle nichts mehr nachzutragen. (Wir haben in der „Furche“ Alban Berg und seiner Oper bei jeder Wiederbegegnung ausführliche Analysen und Referate gewidmet.) Der neue Dirigent des Wiener „Wozzeck“ nach Clemens Kraus, Heinrich Hollreiser und Dr. Karl Böhm, war der aus Westdeutschland kommende Generalmusikdirektor Leopold Ludwig, der die hochkomplizierte Partitur gut kennt und eine tadellos exakte, auch dramatische Aufführung leitete. An Klang-sinnlichkeit und innerer Emotion kann er es freilich mit Dr. Böhm, dem Meisterinterpreten dieser Partitur, nicht aufnehmen. Die nur wenig veränderten Bühnenbilder und Kostüme von Caspar Neher bewährten sich aufs neue, dagegen schien

uns die Regie im ganzen und im Detail zu „drahtig“, unruhig, zuweilen hektisch. Das gilt besonders für das Spiel von Christa Ludwig als Marie, die ihren schwierigen Part großartig sang, aber auch für den Hauptmann Gerhard Stolzes und den Doktor Karl D ö n c h s, Die beiden sind ja keine Bösewichte, nur Kauz? — und das ist immerhin ein Unterschied. Walther B e r r y hat seine große

Titelrolle, die er schon seit vielen Jahren betreut, weiter vertieft und ausgestaltet. Bestens besetzt waren auch die Nebenrollen: Fritz Uhl als Tambourmajor, Murray D i c k i e als Andres, Dagmar Hermann — Margret und andere. Allen Ausführenden bereitete das festlich gestimmte Publikum im ausverkauften Großen Haus lebhafte und langanhaltende Ovationen.

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