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Wozzeck, Blaubart, Nachtigall
Die Wiederaufnahme von Alban Bergs Oper „Wozzeck“ in den Spielplan der Staatsoper wurde von einem vollen Haus festlich begrüßt. Besonders viel Jugend (in- und ausländische, die ihre Eindrücke vielfach schriftlich an Ort und Stelle notierte) füllte nicht nur die Galerien, sondern auch das Parterre. Man kann darin den Beweis sehen, wie sehr der „Wozzeck“ bereits erwartet wurde. Walter Berry als Wozzeck und Christa Ludwig als Marie dürften in der Darstellung kaum zu übertreffen sein, Gerhard Stolze und Karl Dönch als Hauptmann und Doktor finden für ihre an der Grenze der Karikatur liegenden Rollen die gerade noch glaubwürdige Verkörperung; Fritz Uhl als Tambourmajor und Murray Dickte als Andres zeigen den auftrumpfenden und den bescheidenen Zeitgenossen. — Mit vorbildlicher Präzision und kaum übertrefflicher Klangschönheit musizierte das Orchester der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Heinrich Hollreiser, der zu den besten Interpreten dieser komplizierten Partitur zählt. Mit dieser Aufführung und Besetzung kann die Wiener Staatsoper hoffen, in Montreal allerbesten Eindruck zu machen.
Am 9. Dezember des vergangenen Jahres hatten „Herzog Blaubarts Burg“ von Bartdk und Strawinskys lyrische Legende „Die Nachtigall“ in der Volksoper Premiere, worüber wir an dieser Stelle ausführlich berichtet haben. Bei der fünften Aufführung am vergangenen Mittwoch gab es mehrere Umbesetzungen. An die Stelle von Otto Wiener als Blaubart trat der junge Japaner Kunikazu Ohashi: als Erscheinung faszinierender und interessanter als sein Vorgänger, stimmlich etwas „flacher“ und, trotz bedeutenden Volumens, ohne rechte Durchschlagskraft. — Sehr zum Vorteil der Rolle und des Ganzen spielte Irmgard Seefried die Judith wesentlich ruhiger; aber eine zugleich rührende und tragische Figur ist aus Blaubarts vierter Frau immer noch nicht geworden ...
Die Stimme der neuen Nachtigall in Strawinskys dreiaktiger Miniaturoper ist weniger instrumental als die Vorgängerin, aber kaum weniger virtuos geführt. Sie heißt Mady Mesple und erhielt Sonderbeifall. Für Adolf Dalpozza als Fischer sprang im letzten Augenblick der junge Peter Baillie ein und machte seine Sache bestens. Trotz prunkvoll-exotischer Ausstattung, vorzüglicher Besetzung und guter Einstudierung (nur die Chöre und Ensembles sind nicht mehr so präzis wie bei der Premiere) hatte das Publikum der zehnten Abonnementgruppe offensichtlich Mühe mit der vor rund 60 Jahren geschriebenen Musik Strawinskys. Doch darf man hierfür weder die Hörer noch den Autor verantwortlich machen: solche Kurzschlußreaktionen, wie wir sie neulich in der Volksoper erlebten, sind auf mangelnde Gewöhnung, auf absolute Unvertrautheit mit allem, was „neuere Musik“ heißt, zurückzuführen und sind ihrerseits das (negative) Resultat unserer ultrakonservativen Spielpläne. Am Dirigentenpult stand, wie bei der Premiere, Peter Maag; Bühnenbild: Günther Schneider-Siemssen, Regie: Dietrich Haugk.
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