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Philharmoniker — vorbildlich

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Das 2. Abonnementkonzert am vergangenen Wochenende wurde mit der Symphonie Nr. 8 in h-Moll, der „Unvollendeten“, eingeleitet, die Schubert 1822 im Haus seines Freundes Hüttelbrenner im 1. Wiener Bezirk begann. Sie ist, mit Abstand, Schuberts gelungenstes und immer wieder ergreifendstes Orchesterwerk, das zugleich auch die größte Bruckner-Nähe aufweist. Christoph von Dohnänyi interpretierte es nicht ganz mit der Einführung wie die darauf folgenden „3 Bruchstücke für Gesang und Orchester“ aus Alban Bergs Oper „Wozzeck“, deren Uraufführung vor genau 50 Jahren erfolgte, die aber derzeit nicht auf dem Spielplan der Wiener Staatsoper steht. Anja Silja trug^tie Lieder der Marie sowie die gesprochenen Rezitative mit großer Intensität und Souveränität vor. Unter Dohnänyis Leitung spielten die Philharmoniker den Orchesterpart mit sehr ' differenziertem Ausdruck: mit düsteren und halluzinatorischen Farben, die unheimliche Nachtmusik mit den Unkenrufen, den dissonanten Militärmarsch, das Zwischenspiel vor dem letzten Bild mit jener Tonschönheit, die Berg sich so sehr wünschte (Das „Lulu“-Orchester sollte ebenso schön klingen wie „La Boheme“.) — Strawinskys immer wieder umwerfende Suite aus dem Ballett „Petrusch/ca“, 1909 bis 1911 geschrieben, würde mit jener ges.tischen Vehemenz und Präzision vorgetragen, die ihr angemessen sind. Nur an einigen Stellen waren Tempo und Lautstärke ein wenig überzogen. — Sehr lebhafter und langanhaltender

Beifall, der die Philharmoniker ermutigen möge, auch in der nächsten Spielzeit einige Konzerte dieser Art zu veranstalten.

Helmut A. Fiechtner

Christoph von Dohnänyi, Jahrgang 1929, Enkel des in Preßburg geborenen Komponisten und Klaviervirtuosen Ernö von Dohnänyi, seit 1952 an verschiedenen deutschen Opernhäusern tätig, ist derzeit GMD und Operndirektor in Frankfurt. Er hat sich wiederholt auch für neuere Musik eingesetzt,' so bei der Uraufführung der „Bassariden“ von Henze in Salzburg sowie an der Wiener Staatsoper für „Lulu“ und „Moses und Aron“.

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