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Allzu buntes Konzept
Das Theater für Vorarlberg hat sich einiges vorgenommen: zunächst gab es probeweise ein Gastspiel des Stadttheaters Konstanz mit Brechts „Dreigroschenoper” in einer sehr werkgetreuen Inszenierung von Norbert Kappen a. G., wofür sich die Vorarlberger Bühne mit Ibsens „Wildente” revanchierte. In der Regie Alex Freiharts hinterließ das Schauspiel stärksten Eindruck, was vor allem Inge Maux zu danken war, die als Hedwig erschütterte. So gut also der Beginn dieser „Theaterehe” aussah, so sehr muß man sich für die Zukunft Sorgen machen. Außer einer österreichischen Erstaufführung („Verbotenes Land” von Henry Denker) und dem Stück „Hauptmann Radin” des österreichischen Autors Heinz Zechmamn, bringt der Spielplan durchweg Erfolgsstücke, die schon zur Genüge bekannt sind, was zur Annahme verleitet, daß die Vorarlberger bei zukünftigen Gastspielen gegenüber den Konstanzem allzusehr ins Hintertreffen gelangen könnten.
Daß auch das Ensemble den guten Eindruck der Ibsen-Aufführung wieder zunichte zu machen versteht, bewies es bei Jules Romains’ „Dr. Knock oder Der Triumph der Medizin”. Seinerzeit konnte damit Louis JouVet, als er im Jahre 1923 die Leitung der Comėdie des Champs-Elysees übernahm, einen großen Erfolg erringen. Heute mutet dieses Lustspiel in drei Akten reichlich antiquiert an, zuviel Staub liegt auf den Pointen und der vielzitierte Esprit läßt auf sich warten. Das liegt freilich in erster Linie an der Übersetzung von Herbert Meininger und der Regie von Robert Marenčke, die beide dazu beitragen, daß alles wenig nuanciert und derb wirkt.
Bleibt die feine Leistung von Günther Kropp — wenn man von der undeutlichen Ausspräche ab- sieht — in der Titelrolle zu erwähnen, der seinen Kampf für die Medizin und gegen seinen Rivalen Dr. Caraimelle (Richard Riess) in .Managermanier genießt und schließlich zum Siege führt. Amüsant wie immer, mit Auftrittsapplaus bedacht, Nessy Pucher als Frau vom Lande. Alle anderen Darsteller spielten mit Begeisterung — halt eben kein französisches Lustspiel. Sehr gut gefielen Karl Weingärtners Bühnenbilder und die Kostüme von Ingeborg Marceline Bartsch. Die Antwort gab das Publikum, indem es größtenteils durch Abwesenheit glänzte. Da hilft auch kein noch so gut gemeinter Theaterbrief, um den Kontakt zwischen Bühne und Publikum zu verstärken, da helfen nur bessere Stücke, bessere Aufführungen. Denn auch die „Konkurrenz” schläft nicht: Das von Dr. Oscar Sandner umsichtig geleitete Kulturreferat der Landeshauptstadt Bregenz kündigt für die nächste Zeit unter anderem zwei Burgtheatergastspiele (von besonderem Interesse Bahrs „Kinder”) und ein Konzert der Wiener Philharmoniker unter Lorin Maazel an.
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