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Paris in Klagenfurt

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Das Stadttheater Klagenfurt hat sich der Stadt an der Seine verschrieben Nach ,Jrma la Douce“ von Breffort-Monnot, die in einer sehr gekonnten und einfallsreich inszenierten Aufführung (Tamas Ferkai) ihre Reize freigebig und doch dezent spielen ließ, wozu die aparte Beate Granzow Gelegenheit hatte, gab schon die nächste Premiere in zeitlicher Verschiebung und um 100 Jahre zurück erneut den Blick auf Paris frei. Herbert Wochinz hatte sich ins „Pariser Leben“ gestürzt und Jacques Offenbachs Meisterwerk als „österreichische Erstaufführung“ in Hans Weigels Neufassung herausgebracht, der mit kundiger Hand der Version von Carl Treumann neuen Glanz verlieh. Striche und kleinere Textänderungen dienten dem Werk, das in turbulenten Aktschlüssen seine Lebendigkeit kundtat, wobei sich erneut zeigte, wie Wochinz, von Andri Jerschik choreographisch unterstützt, die Massen zu gruppieren und Höhepunkte zu setzen weiß. So geriet's aufs beste und erwies sich namentlich dort, wo „große Oper“ persifliert wird, als regieliche Spitzenleistung. War auch die Zentralgestalt der Metella unzulänglich besetzt, so trugen Peter Branoff (Gondremarck), Babatt Bewie (Gabriele), stimmlich und darstellerisch perfekt, die Aufführung zum Erfolg, wobei sie von Hildegard Heichele (Frau Gondremarck), Bernhard Letizky (Raoul) und Leo Decker (Bobinet) nachdrücklich unterstützt wurden. Apart das Bühnenbild (Matthias Kralj), sehenswert die Kostüme (Evelyn Frank), sicher die Chöre (J. Wetzler), schwächer das Ballett, dem im Kölner Gast Walter Gabrisch allerdings ein überzeugender Cancan-Solist zugesellt war.

Und gleich nach dieser Inszene kam Herbert Wochinz seinem Publikum mit einem neuen, von H. C* Artmann routiniert übertragenen Georges Feydeau und stellte dessen Komödie „Der Damenschneider“ vor, dem sich ein auf den Fasching ausgerichtetes Publikum willig anvertraute. Man nahm die muntere Seitenspringerei, die im Versuch steckenbleibt, mit Lachen hin und bewunderte das

Genie des Autors, Typen gegeneinander auszuspielen und in Situationen zu hetzen, aus denen nur Ausflucht zur Flucht verhelfen kann. Die Abenteuer des Dr. Molineaux, der für einen Tailleur gehalten wird, weil er sein Absteigquartier in ein verlassenes Schneideratelier zu verlegen sucht, vermochten bei dem knalligen zweiten Akt zu amüsieren, während der etwas kurzatmige Schlußakt schon einen leichten Abstieg bedeutete. Auf die Intentionen -r Regie, die sich in ihrem Element fühlte, vermochten nicht alle Darsteller und Darstellerinnen einzugehen, die zum Teil Schwank und nicht Komödie spielten, doch gab es eine Reihe großartiger Leistungen, wie Horst Eder als Bassinet, dessen Zudringlichkeit sich mit Geschäftstüchtigkeit paart; hier war ein Komödiant im Sinne Feydeaus an Werk. Reizend und sehr französisch Gunda König (Suzanne) und Annemarie Schüler (Rosa), urkomisch dei Aubin Felix Dvoraks und elegani und sicher seine Worte und Gester setzend der „Damenschneider“ Moli-“eaux Hanns Ebls, Für das matt( Bühnenbild entschädigte Dagmai Schauberger durch gute und geschmackvolle Kostüme.

• Kurt Kocherscheidt hat in der Galerie Würthle eine Luxusmappe mit 15 Radierungen — „Kocherscheidts Erweitertes Tierleben“ — herausgebracht (15 signierte und numerierte Originalradierungen, Auflage: 30 Stück).

• Erich Wonder, der junge österreichische Bühnenbildner und Assistent von Wilfried Minks, erntete für sein Ausstattung des Balletts „Kriegsanleitung für jedermann“ (Musik: Dieter Behne, Choreographie: Hans Kresnik) in Bremen außerordentlichen Erfolg; das Werk wird im Frühjahr in Berlin gezeigt.

• Dieter Kaufmann wurde beauftragt, für das TV-Opernworkshop 1970 ein Werk zu schreiben.

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