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Sommertheater — wie es sein soll

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Das Ensemble österreichischer Schauspieler, das sich heuer im Sommer unter der künstlerischen Leitung von Herbert Wochinz (bestens in Erinnerung vom seinerzeitigen Fleischmarkt-Theater) in Spittal in Kärnten zusammengefunden hat, nennt sich schlicht und einfach „T hea- ter im Schloß Porcia“. Kein Reklamerummel wurde veranstaltet, keine Starverpflichtungen getätigt, keine Vorschußlorbeeren eingeheimst; dafür wurde einen Monat lang jeden Abend für ein anfänglich zögerndes, allmählich sich erwärmendes, alsbald begeistertes Publikum bestes Theater gespielt. Das Ziel, das man sich gestellt hatte, war hoch: der Geist der heiteren europäischen Dramatik sollte in drei verschiedenen Programmen seinen Ausdruck finden. Und es heißt unendlich viel, wenn gesagt werden darf, daß es jedesmal gelang. Was sich da an Präzision, Können und Begeisterung, selbstlosem Einsatz in kleinsten Rollen begab, darf in des Wortes reinster Bedeutung eine Ensembleleistung genannt werden.

Man sah einen köstlichen frühen Shakespeare in zauberhaft leichter Art dargebracht, die „Komödie der Irrungen“, wie geschaffen für die reine Heiterkeit des Renaissance-Arkadenhofes. Louis Ries und Walter Kohutek waren das ideale doppelte Herr-Diener-Paar.

Der zweite Abend bot als Theater um des Theaters willen Georges Feydeaus Vaudeville „Der Gefoppte“, ein perfekt gebautes erotisches Puzzlespiel. Hier ließ Herbert Wochinz seine sprühende, tänzerisch-pantomimische Inszenierung wie ein Uhrwerk abscbnurren. Neben den ręitj! gpnąipten Schauspielern fielen als besonders gelungene Typen Franz Steinberg, Georg Bücher, Hanns Eybl und Karl Schellenberg auf.

Ein echter, endgültiger Sieg die dritte Premiere, die fast als Experiment zu werten war. Courteiines leichtzüngiger Charakterkomödie „Boubouroche" (hier war Bibiane Zeller als charmante Betrügerin von hinreißender Eigenheit und starker Ausstrahlung!) wurde als Uraufführung H. C. Artmanns schwarze Posse „Kein Pfeffer für Czer- m a k“ gegenübergestellt. Was man nicht für möglich gehalten hätte: das bunt Zusammengewürfelte Fremdenpublikum ging mit bei diesem rüden Angriff auf das sogenannte goldene Wienerherz und be- bereitete zum Schluß den Schauspielern, dem Regisseur und dem anwesenden Autor Ovationen. Das Stück „vom Leben und Sterben eines Greißlers“ ist, wiewohl jeglicher dramaturgischer Regeln spottend, ein dichterischer Wurf, so modern wie Ionesco, so scharf und hintergründig wie Nestroy. Rudi Joksch in der Titelrolle gab zwar nur einen provinziell dämonischen Greißler, doch trugen Text und hervorragend charakterisierte Episodenfiguren über alle Oberflächengefahren hinweg.

Als Bühnenbildner zeichneten in allen Fällen bildende Künstler: Josef M i k 1 theaterfremd, Andreas Urteil zu wuchtig, Wolfgang H o 11 e g h a ansprechend, und Annemarie Silier inspiriert. — Es bleibt zu wünschen, daß das Sommertheater in Spittal eine ständige Einrichtung wird. Kärnten hat ähnliches sonst nicht zu bieten, denn die Laienspiele in Friesach haben sich ganz andere Ziele gesetzt.

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