"This is Venice": Macht, Gier, Kälte
William Shakespeares Venedig zeigt ein System, in dem das Geld und weiße Männer herrschen. Um das zu zeigen, führt das Burgtheater in "This is Venice" zwei Venedig-Dramen zusammen.
William Shakespeares Venedig zeigt ein System, in dem das Geld und weiße Männer herrschen. Um das zu zeigen, führt das Burgtheater in "This is Venice" zwei Venedig-Dramen zusammen.
„This is Venice“, ruft Senator Brabantio in Shakespeares „Othello“ aus. Die Metapher „Venedig“ steht für eine Gesellschaftsordnung, in der die Väter über den „Handels“-Wert der Töchter entscheiden. Sowohl William Shakespeares „Othello“ als auch „Der Kaufmann von Venedig“ spielen in Venedig, sowohl in Tragödie als auch Komödie herrschen klare gesellschaftliche Spielregeln, die über Ein- und Ausschluss bestimmen. Grund genug für den Schweizer Regisseur Sebastian Nübling, beide Stücke miteinander zu verbinden und in der Burgtheater-Produktion „This is Venice“ die Lagunenstadt als metaphorischen Ort für Macht, Gier und Kälte zu zeigen.
Dieses Venedig ist ein patriarchales System, in dem weiße, christliche Väter wie Brabantio regieren. Als er entdeckt, dass seine venezianisch christlich erzogene Tochter mit dem schwarzen Feldherrn Othello durchgebrannt ist, versteht er die Welt nicht mehr, denn in Venedig, das eine geschlossene Gemeinschaft und ein System der Ausgrenzung bildet, ist Grenzüberschreitung nicht denkbar. Hier haben sich Juden (Shylock) und Farbige (Othello) zu unterwerfen, hier haben Töchter und Frauen zu gehorchen, hier haben Minderheiten keinen Platz.
Vermehrung des Kapitals
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