Drei Schwestern - © Foto: © Nikolaus Ostermann / Volkstheater

Tschechows „Drei Schwestern“: Posthumane Theaterinstallation

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Die deutsche Regisseurin Susanne Kennedy stellt sich in Wien vor: Ihre Inszenierung nach Anton Tschechows „Drei Schwestern“ am Volkstheater ist dabei aber vielmehr eine philosophische Reflexion zur Zeit als eine Auseinandersetzung mit dem Stück.

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Die deutsche Regisseurin Susanne Kennedy stellt sich in Wien vor: Ihre Inszenierung nach Anton Tschechows „Drei Schwestern“ am Volkstheater ist dabei aber vielmehr eine philosophische Reflexion zur Zeit als eine Auseinandersetzung mit dem Stück.

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Bekannt ist dem Wiener Publikum die 1977 in Friedrichshafen geborene und seit zehn Jahren als Regisseurin tätige Susanne Kennedy kaum. Bei den Wiener Festwochen 2018 gab es anlässlich ihrer Auseinandersetzung mit Jeffrey Eugenides’ Roman „The Virgin Suicides“ die einzige Gelegenheit, ihre unverwechselbare Theatersprache kennenzulernen. Mit ihrer kunst- und medienübergreifenden Form von Theater verfolge sie das Ziel, wie sie in einem Interview mit dem Deutschlandfunk sagte, den Zuschauer in eine andere Wahrnehmung hineinzuführen und neue Möglichkeiten des Mediums zu entdecken. Sie wolle das Theater an seine Grenzen bringen, um eigentlich die Kraft des Theaters wieder aufs Neue zu beleben. Denn Theater sei das „Schlimmste, wenn es totes Theater ist, also mache ich gerade eine Art Wiederbelebungskur“.

Nun ist als Auftakt zu einer längerfristig gedachten Zusammenarbeit mit dem Wiener Volkstheater anlässlich ihrer Inszenierung der „Drei Schwestern“, die im April 2019 an den Münchner Kammerspielen herausgekommen ist, diese Wiederbelebungskur zu bestaunen, und es mag sich so manch eine(r) fragen – wenn man Kennedys Diagnose, des toten Theaters überhaupt folgen will –, ob so die Kur Erfolg verspricht.

Tableauartig arrangierte Szenen

Für ihre Bearbeitung von Anton Tschechows 120 Jahre altem Theaterklassiker hat die Bühnenbildnerin Lena Newton die ganze Bühnenbreite des Volkstheaters mit einer Leinwand abgedeckt, die während der knapp eineinhalb Stunden ohne Unterlass mit projizierten Bildern bespielt wird. Die computergenerierten bunten Bilder, wie etwa die explosionsartig anschwellenden Feuerwolken, erinnern dabei nicht selten an Bildschirmschoner.

Auf halber Höhe des Bühnenportals ist ein gerahmter Guckkasten installiert, in dem in rascher Folge jeweils durch Schwarzlicht voneinander getrennte, tableauartig arrangierte Szenen zu sehen sind. Da stehen in trachtenähnlichen Reifröcken (offenbar) die drei Schwestern wie Babuschka-Puppen, ihre Gesichter sind durch schwarzen Stoff verhüllt. Aus dem Lautsprecher ist eine Variation des Satzes „Something happened to me yesterday“ zu hören. Dann „cut“ und nach einigen Sekunden Schwarzlicht die nächste Szene, in der Besuch da ist. Die Darsteller(innen) sehen wie Crashtest-Dummys aus, sie tragen haarlose Latexmasken und grellfarbene Pullunder über schwarzen oder weißen Rollkrägen. Was sie sagen, kommt (wie immer bei Kennedy) aus vorgefertigten, zum Teil stimmverfremdeten Konserven, während sie synchron dazu die Lippen bewegen und das Gesagte mit ausgesuchten Gesten begleiten.

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