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Alpha Romeo & Omega Julia

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„In diesem verfluchten Land”, so Moses zum Pharao, „kann nicht einmal Gott neue Parkplätze schaffen”.

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„In diesem verfluchten Land”, so Moses zum Pharao, „kann nicht einmal Gott neue Parkplätze schaffen”.

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Am Anfang war das Auto und am Ende die Frau. Aber soweit sind wir noch nicht. Damals, am Anfang, gab es noch viele paradiesische Parkplätze. Dann kam die erste Au-toschlange und mit dem Paradies war es vorbei; kein Platz zum Parken und am Apfelbaum prangte das elfte Gebot: „Du sollst nicht parken!”

Adam, obwohl damals bereits rippengeminderter Nichtmehr-Single, fragte nicht seine Mitfahrerin Eva, sondern Gott um Rat. Gott, der als Allmächtiger keinen Führerschein benötigt, gab Adam ein kluges, seither vielfach bewährtes Rezept: „Laß dich taufen!”

Adam gehorchte und dachte erbittert: „Warum soll mir nur Eva den Weg weisen ...?! - und er ließ sich taufen. Als Taufname erhielt er, so jüngste Forschungsergebnisse der Lega Nord, Sektion Verona, „Romeo I”. Mit Hinblick auf die spätere heilenische Rom-Konkurrenz, gab ihm Gott das Adelsprädikat: „Alpha”.

Adam, der sich fortan - vor allem im sommerlichen Pörtschach und im winterlichen Kitzbühel - „Alpha Romeo” nannte, dachte immer angestrengter an eine Scheidung. Er sehnte sich nach einer Frau, die Äpfel haßt, und nach Söhnen, die sich nicht gegenseitig umbringen.

Adam war ein typischer Ehemann: ängstlich, feig und unwissend. Da er auch naiv war, fragte er sich nie, wieso die Menschheit nicht ausstirbt, obwohl er nur zwei Söhne hatte und auch diese immer weniger wurden. Dann kam Urmutter Lillit irgendwie auf die Welt und Adam war zufrieden, wenn auch immer noch nicht geschieden.

Von dieser Zeit an übernahm Eva, die sich nicht mehr taufen lassen mußte, weil sie von Anfang an der Mehrheitsreligion der Diaspora angehörte, die nachhaltige Vorherrschaft. Eine Zeit lang gelang es ihr, sich auch dem leganordischen Druck, den Namen „Omega-Julia” anzunehmen, zu widersetzen. Später beugte sie sich dem partei-populisti-schen Druck aus der Lombardei, obwohl sie den Bossi kaum schöner als den Haider fand.

Im Gegensatz zum langsam aber sicher anschwellenden Auto-Stau rollte die Geschichte munter weiter. Die männlichen Nachkommen Adams, die erst unter Abraham zum Judentum zurückkehrten, bereiteten sich pflichtgemäß auf die 40jährige Wüstensafari vor und stellten sich auf Jeeps um.

„In diesem verfluchten Land”, so Moses zum Pharao, „kann nicht einmal Gott neue Parkplätze schaffen! Und wenn wir schon Sklaven unserer Ami-Schlitten sind, dann laß' uns lieber ziehen ...!” So ging der David- und nicht der Mercedes-Stern der alten Hebräer mit ihren neuen Jeeps auf und die Ägypter, da sie keine Amphibienfahrzeuge hatten, unter.

Den weiteren, hauptsächlich von Fußgängern gelenkten Verlauf -welch' Widerspruch - der Geschichte kennen wir, wenn wir ihn auch nicht unbedingt schätzen.

Irgendwann, wenn jeder sein Drittauto bereits beim Händler stehen lassen muß und die Menschheitsgeschichte, wie das der bergähnliche US-Japaner prophezeite, aufhören wird zu existieren, wird uns Gott die Retterin, „Omega Julia” schicken.

Dann wird sich der große Welt-Kreis schließen: „Alpha Romeo” findet seine „Omega Julia”, die es schon immer gewußt hat, daß nach jedem Ende ein neuer Anfang mit unentdeckten Parkplätzen kommt.

Wißt ihr was? - Ich verlaß' mich auf die Frauen!

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