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Blick nach Osten

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„Die österreichische Bischofskonferenz begrüßt die friedliche und demokratische Aktion der Christen in der Tschechoslowakei, zugunsten einer Petition für Religionsfreiheit Unterschriften zu sammeln. Wir danken allen, die unter schwierigen Bedingungen namentlich für dieses Menschenrecht eintreten, für ihren Glaubensmut und für das Zeugnis, das sie damit geben.“

Diese Solidaritätserklärung war ein Hauptergebnis der diesjährigen Frühjahrstagung der Osterreichischen Bischofskonferenz vorige Woche in Wien. Die Bischöfe appellieren darin „an alle Träger der politischen und gesellschaftlichen Verantwortung in der Tschechoslowakei, diesen

Wunsch von bereits über 400.000 Bürgern ihres Landes zu respektieren“. Wie sie hervorheben, „hat sich auch die katholische Kirche auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil feierlich zur Religionsfrei-heit bekannt“, man bitte daher „auch alle Andersdenkenden, das gleiche zu tun“.

Etwas anders ist die Situation bei den beiden anderen östlichen Nachbarn Österreichs, wie die Vorbereitungen auf den Papstbesuch zeigen. Nun rechnet man bereits mit rund 100.000 Ungarn beim Gottesdienst am 24. Juni in Trausdorf, an die 20.000 Jugoslawen werden am 25. Juni bei der Dreiländerwallfahrt in Gurk erwartet.

Bei der Pressekonferenz zum Abschluß der Bischofskonferenz legten die Bischöfe, vertreten durch ihren Vorsitzenden, den Salzburger Erzbischof Karl Berg, und den Grazer Diözesanbischof Johann Weber, noch Erklärungen zur Wiedereröffnung des österreichischen Hospizes in Jerusalem (siehe Seite 3) und zu folgenden Themen vor: • Medienlandschaft: Die „Förderung von theologisch gut informierten, gläubigen Nachwuchsjournalisten“ gilt als vordringlich, die Kinderzeitschrift „Pfeil“ besteht weiter, die (Wieder-)Ein-führung einer eigenen kirchlichen

Jugendzeitung bleibt offen.

• Ausländerseelsorge: Die Bischöfe bitten Gläubige und Regierung, .jeder hie und da wieder aufkommenden ausländerfeindlichen Tendenz energisch entgegenzutreten“.

• „Sollicitudo rei socialis“: Das zur neuen Enzyklika verteilte, wohl kaum die Meinung aller Bischöfe ausdrückende Papier trägt eine andere Maschinschrift und verrät auch eine eigenwilligere Handschrift als die anderen Texte. Es sieht im Gegensatz zu etlichen Medienkommentaren in der Enzyklika den Kapitalismus recht gut wegkommen, vor allem durch den Hinweis auf das „Recht auf unternehmerische Initiative“. Allerdings hat die „Kathpress“ am 28. März ergänzend informiert, daß es sich dabei um keine offizielle Erklärung der Bischofskonferenz handelt.

• Sozialhirtenbrief: Daran wird eifrig gearbeitet, er soll etwa zum 100-Jahr-Jubiläum der ersten Sozialenzyklika („Rerum nova-rum“, 1891) vorliegen.

„Keine Revision und kein Widerruf“, so Bischof Weber, aber eine „Fortschreibung“ der „Ma-riatroster Erklärung“ von 1968 zur Enzyklika „Humanae vitae“ steht offenbar unmittelbar bevor. Konsens über den Text war anscheinend noch nicht zu erzielen, obwohl es, so Weber, „keine unterschiedlichen Standpunkte“, sondern nur Differenzen in „Nuancen“ gebe.

Warum unter mehreren ähnlich, argumentierenden Bischofskonferenzen gerade die österreichische zu so einer „Fortschreibung“ gedrängt werde, darauf gab Erzbischof Berg eine erfrischend offene Antwort: Vielleicht sei das die Antwort auf seine Initiative bei der Bischofssynode 1985 in Rom, die Fragen „verantwortete Elternschaft“ und „wiederverheiratete Geschiedene“ nicht aus dem Auge zu verlieren...

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