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„Er wird trotzdem wieder nach Südtirol kommen“, prophezeite eine Zeitung, nachdem der in Cortina urlaubende italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti vergeblich ins nahe südtirolische Prags zum Mittagessen gepilgert war, weil ihm die Carabinieri ein Nobelhotel vor der Nase zugesperrt hatten — wegen unsauberer Küche.

Der Vorfall vor wenigen Wochen war mehrfach typisch: für die vor lauter Geschäftigkeit manchmal schon überforderte Gastronomie ebenso wie für den Zustrom italienischer Touristen nach Südtirol, aber auch für die neu aufkeimende Hoffnung auf einen Streitabschluß unter dem südtirol-freundlichen Neu- und Uralt-Premier in Rom.

Das Land zwischen Brenner und Salurn blüht wie nie: 25 Millionen Jahresübernachtungen im Tourismus, nur fünf Prozent Arbeitslose (Italien-Schnitt: elf), Pro-Kopf-Einkommen im Spitzenfeld der Provinzen Italiens.

Nun hofft man, wirtschaftliches •Wohlbehagen auch in politische Befriedigung ummünzen zu können. Wird endlich der Rest des 20 Jahre alten Maßnahmenpaketes erfüllt werden, das in Südtirol Dauerfrieden stiften soll? 19 offene Punkte zählt „Dolomiten“-Chefredakteur Rampold heute noch. Aber auch er ist vorsichtig optimistisch. Es könnte doch einmal sein...

Es müßte. Denn die Erfolge der Neofaschisten in den letzten Jahren signalisieren die Gefahr einer neuen Entbalan-cierung der Lage: diesmal durch die Italiener, die sich allmählich von den „Privilegien“ der deutschen Südtiroler bedroht fühlen.

Seit der Faschistenzeit waren die Südtiroler die „suddi-ti“, die Untergebenen. Durch ständige Zuwanderung wuchs der italienische Bevölkerungsanteil, 1910 noch bei bloßen drei Prozent, auf über 34 Prozent 1961 an.

Bei der letzten Volkszählung 1981 waren es nur noch knappe 29 Prozent. Bevölkerungsexperten prophezeien eine mögliche Stabilisierung gar bei nur 23 Prozent, seit die Zuwanderung aufgehört hat, Industriebetriebe in Südtiroler Hände übergegangen sind und Zweisprachigkeit für alle öffentlichen Stellen vorgeschrieben ist.

Zweisprachig tönt es in dieser Saison auch in vielen Südtiroler Gasthäusern, Pensionen und Gondelschlangen, wo mehr Italiener als je zuvor den Touristenstrom anschwellen lassen. Irgendwie haben auch die Bewohner Mittelitaliens von Wolfram von Eschenbachs 800 Jahre alter Erkenntnis erfahren, daß die Nachtigall so süß nur klingt, „weil sie den Wein von Bozen trank“.

Magdalener und Schreck-bichler als Volksversöhner: Darauf prosten wir mitl

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