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Christkönig

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Das Kirchenjahr endet mit einem sehr jungen Fest zu einer sehr alten Idee: Es wird manchen verwundern, daß das „Fest Christi, des Königs des Weltalls“, wie es im neuen liturgischen Kalender heißt, erst im Jahr1925 eingeführt wurde. (Damals beging man die 1600-Jahr-Feier des ersten allgemeinen Konzils von Nizäa.)

Die Rede von Jesus, dem König, ist bereits biblisch — also ältestes kirchliches Glaubensgut. Andrerseits war 1925 die Einrichtung dieses Festes natürlich auch ein demonstrativer Akt politischen Charakters. Und wer die Bekenntnis feiern, die zu diesem Fest noch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg üblich waren, in Erinnerung hat, wird das bestätigen können. Freilich war nach der Zeit des Nationalsozialismus ein solch offenes Demonstrieren für seine christliche Uberzeugung noch weit mehr Bedürfnis, als zu Zeiten großer Toleranz.

Tatsächlich hat sieh dieses Fest in den letzten Jahrzehnten mehr zu einem spirituellen Fest gewandelt. Und mehr als zuvor wird darauf Wert gelegt, daß die Metapher ,J£önig“ auf Jesus in einem wesentlich anderen Sinn angewandt wird, als man dies vordergründig politisch vielleicht ursprünglich gemeint haben mochte. In einer Zeit, in der sich Katholiken gegen die aufkommenden Demokratien wehren zu müssen glaubten, und zugleich meinten, die alten Monarchien „von Gottes Gnaden“ verteidigen zu sollen, hatte das Christkönigsfest für viele einen anderen als den biblischen Symbolwert.

Heute tut es gut, daran zu erinnern, in welchem Zusammenhang die Bibel von Jesus, dem König, redet. Denn gerade als gefangener und gedemütigter Jude vor dem fremden Machthaber Pilatus sagt Jesus: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. (Johl8J6) Freier übersetzt: Die Art meines Königtums ist nicht nach der Art der Könige dieser Welt. Den Königreichen der Gewalt, der Unterdrückung und Ausbeutung stellt Jesus sein Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens entgegen.

Wer nun — nach den Spielregeln der Macht dieser Welt — meint, das Königreich Jesu werde eben die anderen Königreiche besiegen und sich an ihre Stelle setzen, mißversteht die Bibel genau an dem Punkt, an dem sie gegen die Spielregeln der Macht in dieser Welt protestiert. Die Botschaft des Christkönigsfestes ist nicht die Beherrschung, sondern, die Verwandlung der Welt.

52. und letzter Teil einer Serie über Zeichen und Symbole im Jahreskreis der Kirche.

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