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Computerspiele: eine neue Sucht
Femsehen, Videos und Computerspiele sind der Zankapfel in vielen Familien. Es ist auch nicht einfach, alle Beteiligten auf einen Nenner zu bringen. Gegen das Fem sehen und den immer größer werdenden Konsum von Computerspielen laufen die Lehrer Sturm. Aber es sind nicht nur die Lehrer, sondern auch die Kindergärtnerinnen, denn die Sucht beginnt schon beim Kleinkind. Die Fachleute warnen eindringlich vor dem massenhaften „elektronischen" Konsum und doch floriert das Geschäft gerade auf diesem Gebiet wie nie zuvor. Die „Süchtigen" sind begeistert, sie können davon nicht genug kriegen.
Angespannt sitzen sie vor den Bildschirmen, die Kleinen und Größeren und manchmal gesellen sich auch Erwachsene dazu. Es gilt, das neue Spiel auszuknobeln: den Weg durch den Irrgarten zu finden, die Monster zu besiegen, die meisten Schätze zu sammeln, sich gegen Angreifer zu wehren, sei es mit Feuerwaffen oder Karate. Ein wahrer Wettstreit findet dabei statt: In die wievielte „Welt" konnte der Konkurrent vordringen?
Es tun sich im wahrsten Sinne des Wortes „Neue Welten" auf, die Welten der Codes und vor allem der gefährlichen Monster, denn am Bildschirm kann man ohne Risiko die größten Abenteuer bestehen.
Sieht man, mit welch' großer Begeisterung und mit wieviel Geschick die Kinder damit umgehen, kommt man in Versuchung, nur die positiven Seiten zu sehen oder sich diese sogar einzureden: Heutzutage wird schon in allen Berufen der Umgang mit dem Computer gewünscht, ja sogar verlangt. Und wie die lieben „Kleinen" damit umgehen können! Da bleibt so manchem „Großen", der mit enormer Anstrengung eben ein neues Textverarbeitungsprogramm gelernt hat, die Luft weg.
Außerdem ist Geschicklichkeit gefragt und Taktik, einef gewisse Schläue und Ausdauer. Ja, Schläue haben sie im Erfinden von Argumenten, um doch noch eine Viertelstunde länger spielen zu dürfen, und Ausdauer haben sie, stundenlang!
Na, ist das vielleicht schlecht? Eigenschaften, die sie im Leben gut brauchen können! Oder? Außerdem laufen sie nicht auf der Straße herum, und es fällt ihnen wenigstens kein Blödsinn ein, den sie anstellen könnten.
Aber wäre es nicht für die Kinder wichtiger, sich einen „Blödsinn" einfallen zu lassen und zu lernen, mit den daraus resultierenden angenehmen oder unangenehmen Konsequenzen fertig zu werden? Sich dem Leben zu stellen, ohne Möglichkeit, dem Widersacher oder der Situation mit einem „Knopfdruck" ein Ende zu bereiten?
Jetzt, wenn der weihnachtliche Einkaufstaumel beginnt, und die Kinder schon zum x-ten Male ihre Wunschliste umgeschrieben haben, sollte man daran denken: weniger ist mehr!
Schenken Sie Ihrem Kind statt eines Computerspieles ab und zu eine Stunde Zeit, in der Sie selbst mit dem Kind spielen. Es gibt so viele Möglichkeiten: Sei es mit dem Kleinen, ein Haus oder einen Turm zu bauen oder mit dem Größeren das uralte aber immer noch interessante „Stadt-Land" zu spielen, was man ohne Technik und ohne viel Geld ausgeben zu rnüssen, mit einem Stück Papier und einem Bleistift, tun kann. Wäre es nicht sinnvoller, die Kinder wüßten mehr Berge, Seen und Städte, anstatt den schnellsten Weg zu kennen, das Monster zu erledigen? Und den Kitzel des Wetteiferns können sie auch dabei erfahren.
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