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„Der Bär“ und Intermezzo
Keineswegs ein brummiger Meister Petz, vielmehr ein munteres artiges, gelegentlich reizend unartiges Bärlein prdouziert sich in der Kammeroper am Fleischmarkt als Operneinakter von Ivo Jirasek, vom Komponisten selbst dirigiert und daher in allen Finessen der Partitur richtig ausgewogen. Was indes wie Leichtgewicht sich anhört, ist ernste diffizile Arbeit und vor allem bühnenwirksam. Nach Tschechows Schwank, „Der Bär“, hat Karel Berman das Libretto und Kurt Honolka die deutsche Übersetzung geschaffen. Der Bär ist der Gutsbesitzer Smir- now, der zur Witwe Popowa kommt, um ohne viel Taktgefühl Schulden ihres verstorbenen Gatten einzutreiben, von ihrem bis zur Duellforderung gehenden Temperament aber so gefesselt wird, daß der Schuß durch eine Umarmung ersetzt wird. Von den drei Personen der Handlung steht Günter Schneider als „Bär“ sowohl stimmlich als darstellerisch an erster Stelle. Darfellerisch kommt ihm Carol Kaimowitz als Witwe Popowa ganz nahe, während sie stimmlich etwas gehemmt wirkt. Der lustige Diener Helmut Amon kam in seinen kurzen Szenen zu guter Geltung. Der Erfolg beruht auf der minuziösen Zusammenarbeit aller Ausführenden unter der Ägide des Komponisten, der auch das Orchester des österreichischen Rundfunks ambitioniert folgte. — Das vor der Pause gespielte Intermezzo von G. B. Bo- noncini „Wie du mir, so ich dir“ vermochte trotz des hübschen Singens von Uta Palzer und Gerd Fussi in seiner Spannungslosigkeit nicht stärker zu interessieren. In beiden Einaktern sind die Kostüme (Lucia Listopad), das Bild (Traude Lutz) und die Regie von Robert H. Pflanzl zulpben.
Höhepunkt dieser Musikwoohe war ohne Zweifel das große Chor- Orchesterkonzert unter Miltiades Caridis im Großen Musikvereinssaal. Die beiden Werke waren nicht neu, zählen aber, jedes in seiner Art, zum Bedeutendsten, was in Österreich seit 1945 hervorgebracht wurde. Friedrich Wildgans (1913—1965), der geniale Sohn des Dichters, ist der Autor der „Eucharistischen Hymnen“, einer Kantate auf den (lateinischen) Text der Fronleichnamsliturgie für zwei Solostimmen, kleinen Chor und Orchester, das nur aus Blechbläsern, drei Klavieren, Kontrabässen und Schlagwerk besteht. Die Uraufführung im Juni 1954 war der Anlaß zum letzten echten Konzertskandal, den wir erlebt haben. Jetzt wurde das Opus mit ungeteiltem Beifall aufgenommen. Lapidare und swingende Rhythmen beherrschen das Klangbild des halbstündigen Werkes, das gewiß Strawinsky, Weill, Hanns Eisler und vielleicht ein wenig auch Orff verpflichtet ist, das aber in jede seiner acht Teile die Originalität seines Autors dokumentiert. (Der letzte, damals noch nicht instrumentierte Teil, das „Lauda Sion salvatorem“, erklang zum erstenmal.)
Ein Jahr später (1955) wurde die „Psalmenkantate“ von Anton Heiller (Jahrgang 1913), gleichfalls im Konzerthaus, uraufgefühnt und damals schon beifällig aufgenommen. Sie ist für großen Chor, großes Orchester und vier Solisten geschrieben. Meditationen des hl. Augustin leiten dąs einstündige Werk ein und beschließen die lateinischen Psalmen- verse, die sich der Autor selbst zusammengestellt hat. Die Lehrmeister Heillers, der von der Kirchenmusik berkommt, waren Strawinsky, Hindemith und Frank Martin. Einzelne Stellen erinnern an deren Meisterwerke. Aber gibt es Besseres? Der Gesamteindruck ist der einer bedeutenden schöpferischen und ethischen Persönlichkeit, eines kenntnisreichen
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