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Die Eiserne Lady steht nach wie vor zu Reagan

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Zwölf Tage nach dem von US-Präsident Ronald Reagan angeordneten Bombenangriff auf Tripolis rechtfertigte der einzige europäische Alliierte der Aktion, Großbritanniens Premierministerin Margaret Thatcher, erneut ihre Hilfestellung: „Ich weiß im

Grunde meines Herzens, daß ein Tyrann gewinnt, wenn man stets auf Gewaltanwendung verzichtet.“ Und warnend fügt die Eiserne Lady hinzu: „Man darf niemals einem Tyrannen die Freiheit geben, dein Volk zu morden, zu verstümmeln, so oft, wann und wo er es für gut findet.“ Nein, sie sei kein Pudel Reagans und zöge es vor, eher eine Bulldogge genannt zu werden.

Nach Thatcher ist der Bombenschlag gegen Terrorismus eine

Abschreckung, die manche Länder daran erinnert, daß sie nicht genug getan haben, um Staats-Terrorismus zu bekämpfen. Die britische Regierung muß sich eingestehen, daß nach Reagans Schlag gegen Muammar Gadhafi eine Welle von Anti-Amerikanismus den europäischen Kontinent überschwemmt und auch vor der Insel nicht abklingt

Außenminister Geoffrey Howe, nur ein zögernder Sekundant seiner Chefin in der libyschen Affäre, suchte mit wechselndem Erfolg seine EG-Kollegen zu schärferen Maßnahmen gegen Tripolis zu bewegen. Erst als er in der letzten Woche wenigstens die Zusicherung der anderen Länder erhielt libysche „Volksbüros“ würden dezimiert und Studenten aus Gadhafis Land unter die Lupe genommen, konnte sich Großbritannien zunächst 21 libyscher Staatsbürger entledigen. 300 Landsleute wurden in der Folge des Landes verwiesen ohne die

Chance, in anderen EG-Staaten unterzukommen.

Aber es bleiben immer noch an die 7000 Libyer im Lande. Völlig beseitigt kann die Gefahr eines Terroranschlags, einer Revanche für Thatchers Mitbeteiligung, nicht werden. Die Revanche durch Terrorakte wird von den Briten auch am meisten gefürchtet. Nicht nur von ihnen, die britische Touristenindustrie beklagt einen rapiden Abfall von Anreisenden aus Ubersee, weil auch dort die Angst vor einer Vergeltung Gadhafis um sich greift.

Es hilft wenig, wenn die Sonntags-Times den US-Bürgern vorrechnet, es wäre in New York, 40mal gefährlicher als auf einer von der irischen Terrororganisation IRA und von Häschern Gadhafis bedrohten Insel. Der Großteil der Briten versagt der Premierministerin die Anerkennung für ihre Entscheidung, den Piloten der US-amerikanischen Fl-ll-Bomber den Aufstieg von britischen Militärflughäfen zu erlauben.

In einer Meinungsumfrage sprachen sich drei Viertel der Befragten gegen die Beteiligung Londons an Reagans militärischer Aktion aus. Noch mehr sind überzeugt, daß Gewalt nicht die wirksamste Art sei, um „mad dog“ Gadhafi das Terrorhandwerk auf internationaler Ebene zu legen. Viele neigen der Ansicht zu, Reagan habe sich auf ein äußerst gefährliches und riskantes Abenteuer eingelassen.

Die allgemeine Furcht vor einer Gegenaktion wird durch die Tatsache genährt, daß zwei Briten mittlerweile Terroranschlägen im Ausland zum Opfer gefallen sind und daß eine Bombe im Herzen Londons explodierte.

Doch die Prenu^rministerin ist entschlossen, noch einmal mit dem Beispiel vorauszugehen. Sollte der US-Präsident ein zweites Mal Tripolis mit einem Bombenteppich belegen, dann ist ihm bereits jetzt die Unterstützung Großbritanniens sicher. Reagan hat nicht umsonst der Britin für ihre Unterstützung gedankt

Im einzelnen plant London eine „schwarze Liste“ von suspekten Terroristen aus dem nordafrikanischen Land. Wegen Terrorverdachtes ausgewiesene Diplomaten würden so um die Möglichkeit gebracht werden, in anderen europäischen Ländern Aufnahme zu finden.

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