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Die im Schatten sieht man nicht

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Die im Schatten sieht man nicht. Wenn in der UNESCO eine Resolution diskutiert wird, die die Medienfreiheit in Frage stellt, erregt dieses Faktum - mit Recht - die Kommentatoren. Wenn eine Unterorganisation derselben UNESCO den angeschlossenen Universitätsverwaltungen und -behörden wertvolle Arbeitsunterlagen zur Verfügung stellt, nehmen nur die unmittelbar daran Beteiligten davon Kenntnis. Wenn es trotz der Beschlüsse von Helsinki mit der Liberalisierung des Nachrichtenaustausches oder des Tourismus noch nicht klappen will, wird dies - mit Recht - im Westen als unbefriedigend angesehen. Wenn die Experten beider Welten im kleinen Kreis an Sachfragen Zusammenarbeiten, als ob keine grundsätzlichen Unterschiede diese beiden Welten trennten, dann dringt die Kunde davon nicht über den engsten Kreis hinaus.

Konkret: Es geht um das Zentrum für Information und Dokumentation, das die europäischen Mitglieder der UNESCO vor einigen Jahren in Bukarest eingerichtet haben. Den Anstoß dazu gab 196 7 die erste Tagung der Erziehungsminister der UNESCO-Region Europa in Wien. Zum ersten Mal konnte Österreichs Unterrichtsminister Piffl damals die Spitzenfunktionäre von West und Ost in einer betont sachlichen Diskussion vereinen. Österreich hat auch weiter an Errichtung und Führung des Zentrums regen Anteil genommen - ein Jahr hindurch führte der Generalsekretär der österreichischen Rektorenkonferenz, Raoul Kneucker, turnusmäßig den Vorsitz im wissenschaftlichen Beirat.

30 europäische Staaten sind heute an diesen Arbeiten beteiligt. Es geht darum, die ganz konkreten Probleme des Universitätswesens, von der Zulassung der Studenten über die Curricula bis zu Finanzierungs- und Organisationsfragen, unbeirrt von den verschiedenen Ideologien zu diskutieren, die Erfahrungen auszutauschen und zu versuchen, Lösungen durch diesen Austausch zu erleichtern. Und siehe da, die Probleme sind in Ost und West weitgehend die gleichen, das Auseinanderklaffen zwischen dem Bildungsstreben der jungen Generation und den gebotenen Möglichkeiten etwa oder das Suchen nach neuen Lehrmethoden, mit denen man besser als bisher den veränderten Bedingungen der Massenuniversität entsprechen könnte.

Ein Bulletin „Higher education in Europe“ erscheint alle zwei Monate in drei Sprachen und streut die Basisinformationen, die von den Mitgliedern eingehen, wieder unter allen Mitgliedern aus. Ein solcher Austausch wäre für die westlichen Staaten untereinander kein Problem. Hier aber erhalten sie auch das Informationsmaterial aus dem Osten, das sonst kaum zugänglich wäre.

Eine Bibliothek und ein Dokumentationsarchiv sind im Aufbau; auf Abruf kann dann jede gewünschte Information nach Ländern und Stichworten aufgearbeitet und aus dem Computer gezogen werden. Ein Netz von Verbindungsleuten wurde aufgebaut, die die Informationen aus dem eigenen Land an das Bukarester Zentrum weitergeben und zur Herstellung von Kontakten bereitstehen.

Nächstes Ziel ist die Funktion als Forschungszentrum, das als Forum zur Behandlung einschlägiger Themen dienen und die in den Teilnehmerstaaten laufenden Arbeiten koordinieren könnte. Mehrere Symposien haben in dieser Richtung schon stattgefunden.

Die UNESCO hat kürzlich ihren 30. Gründungstag begangen. Das Bukarester Zentrum ist eine ihrer jüngsten, sicherlich auch eine ihrer effektivsten „Töchter“. Das sollte bei der Gesamtwertung nicht übersehen werden.

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