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Die Kirche und die Fremden

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Wenn der Wiener Oberhirte, Kardinal Hans-Hermann Groer, am kommenden Montag, am „Tag des Flüchtlings", zu einer Tagung im Kolpinghaus in Favoriten zum Thema „Die Kirche und die Fremden" einlädt, so will er die Priester und Laien der Diözese im Sinne der Römischen Bischofssynode 1991 für die Probleme der Fremden und Zuwanderer sensibilisieren, denen in diesen bewegten Tagen besondere Bedeutung zukommt.

Die katholische Kirche ist aber nicht nur in der Lage, Impulse und Anregungen für andere zu vermitteln sowie an das Gewissen aller Menschen zu appellieren, sie kann auch in aller Bescheidenheit auf bereits Erreichtes und Etabliertes im eigenen Bereich hinweisen, das sich als Modell und Vorbild auch für andere gesellschaftliche Bereiche eignen und die Integration von Ausländern in unsere Heimat und in die menschliche Gemeinschaft, die Geborgenheit bietet, fördern könnte.

So gibt es in Wien an die zwanzig Pfarren und Kirchen, die ausländischen Glaubensbrüdern ein Heim bieten und ihnen die Integration in eine bestimmte Kirche und Pfarre ermöglichen, ohne von ihnen die Preisgabe ihrer nationalen Identität zu erwarten.

In manchen Kirchen, wie in der griechisch-ukrainischen St. Barbara oder bei den katholischen Mechitaristen am Neubau ist dieses Eigenleben sogar mit. einem Ritus verbunden, der die Weite und Vielfalt des Katholischen als des Allumfassenden demonstriert.

Aber auch dort, wo es nur die Sprache i'st, die die ausländischen Gläubigen verbindet, stellen diese Kirchen Oasen der Verbrüderung dar, so beherbergt die Kirche zu den neun Chören der Engel am Hof die Kroaten-seelsorge, die Kirche zum Allerheiligsten Erlöser am Rennweg die der Tschechen. Auch kleinere und weniger bekannte Gruppen halten in gewissen Kirchen regelmäßige oder gelegentliche Zusammenkünfte ab, so feiern die indischen katholischen Christen Gottesdienste und Feste, bei denen auch getanzt wird, in der Kirche St. Christoph am Rennbahnweg. Der Lichtentaler Pfarrer Dr. Paul Varga bemüht sich als Referent für fremdsprachige Gemeinden um die Kontakte und eine Koordination zwischen diesen Gemeinden.

Als Christen sollten wir uns jedenfalls anstrengen, die Gegensätze zwischen den Einheimischen und Fremden so weit wie möglich abzubauen, im Sinne der bereits alttestamentlichen, erst recht aber neutestamentli-chen Aussage, daß die Fremden und Flüchtlinge Boten Gottes sind und daß auch wir Ansässige und Bodenständige nur Gäste und Fremdlinge hier auf Erden sind und ebensowenig wie unsere eigenen Gäste eine bleibende Stätte hienieden haben.

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