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„Die spucken doch Galle”

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Einige katholische Jugendverbände in der Bundesrepublik Deutschland sjnd mit ihren Forderungen den Bischöfen zu weit gegangen. Nun drohen Konsequenzen.

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Einige katholische Jugendverbände in der Bundesrepublik Deutschland sjnd mit ihren Forderungen den Bischöfen zu weit gegangen. Nun drohen Konsequenzen.

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Nicht wenige der 17 Mitgliedsverbände des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) verzetteln sich bereits seit geraumer Zeit in Selbstverständnisdebatten und produzieren allerlei Papiere, deren Sprachstil und Inhalt andernorts - etwa innerhalb der Bischofskonferenz und in Kreisen des Laienkatholizismus - mächtig provozieren. Wie tief zumindest die Füh-

Wie tief zumindest die fuhrungsspitze der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG), einst die mitgliederstärkste Jugendorganisation im BDKJ, in links-al-ternative Gewässer abgetaucht ist, zeigte sich bei der jüngsten Bundeskonferenz dieses Verbandes in Fulda. Besonders das dort vorgelegte Positionspapier „Gewalt gegen Frauen” löste eine Welle von Protesten aus.

Das Faß zum Uberlaufen brachte folgende Formulierung: „Eine christlich ethische Würdigung der realen Konfliktsituation, in der sich ungewollt Schwangere befinden, verbietet eine Strafverfolgung. Vielmehr ist der Frau gegenüber Mitmenschlichkeit gefordert, etwa in Form von Unterstützung bei ihrer Trauerarbeit, wenn sie sich gegen das Kind entscheidet ...”

Die aus diesen Ausführungen herauslesbare Forderung nach Abschaffung des Paragraphen 218 im deutschen Strafgesetzbuch rief prompt den Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz auf den Plan. Auch die politischen Leitlinien für die KJG — bislang von der Verbandsspitze streng unter Verschluß gehalten — veranlaßten den Ständigen Rat zur Ankündigung, die Herbst-Vollversammlung der deutschen Bischöfe werde sich mit „Konsequenzen” befassen.

Die verlangte Fuldas Oberhirte Erzbischof Johannes Dyba, in dessen Bistum das Unheil seinen Lauf nahm, gleich nach Bekanntwerden des KJG-Frauenpapiers, und er meinte gegenüber der „Fuldaer Zeitung” zur Charakterisierung des Verbandes: „Die spucken doch dauernd Gift und Galle gegen die Kirche mit ihren Programmen, die alle von den Grünen abgeschrieben sein könnten. Da geht's nur um Ökologie und Wehrdienstverweigerung, weit und breit kein kirchliches Thema.”

Der Generalpräses des Internationalen Kolpingwerks, Prälat Heinrich Festing, schrieb einen Offenen Brief an die KJG-Bun-desleitung und erhob darin gar den Vorwurf, die KJG vertrete Positionen, die nicht mehr katholisch seien.

Doch nicht nur dieser Verband bereitet den Bischöfen Kopfzerbrechen. Auch innerhalb der Christlichen Arbeiter-Jugend Deutschlands (CAJ) ist eine Selbstverständnisdebatte in vollem Gange. Eine Spaltung zwischen der CAJ-Münster, mit fast der Hälfte der bundesweit rund 15.000 Mitglieder stärkster Diöze-sanverband, und den übrigen CAJ'lern ist nach deren ebenfalls abgehaltener Bundesversammlung nicht mehr auszuschließen. Politisches Agieren haben zudem die Katholische Landjugend-Bewegung (KLJB) und auch die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) auf ihre Fahnen geschrieben.

Was dem BDKJ und nicht wenigen seiner Mitgliedsverbände immer mehr Sorgen bereitet: Immer mehr Ortsbischöfe ziehen neben der verbandlichen Jugendarbeit eine diözesaneigene Jugendpa-storal auf. Das Angebot, das etwa Bischof Josef Stimpfle in Augsburg den Jugendlichen seines Bistums unterbreitet und das von Einkehrtagen, Besinnungswochenenden, Bibelabenden und Gottesdiensten geprägt ist, stößt nach Angaben des Bischofs auf beachtliches Interesse.

Die BDKJ-Führung läßt solch aufkommende innerkirchliche Konkurrenz keineswegs kalt. Wann immer die Bundesvorsitzende des BDKJ, Gertrud Casel, Gelegenheit findet, beklagt sie, daß in immer weniger Jugendverbänden auf Bundesebene Priester die Arbeit dieser Verbände begleiten würden.

Im Wilhelm Böhler-Klub in Bonn sagte die BDKJ-Bundes-vorsitzende unlängst, die in den fünfziger Jahren selbstverständliche Nähe der BDKJ-Führung zur CDU sei heute überholt.

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