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Ordensreform

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In der „Civilli Callolica“ vom 19, März 1948 untersucht R. Lombardi S. J. das Problem „Die Erneuerung der Orden“. „Wenn man vermeiden will, daß das gegenwärtige Mißverhältnis zwischen dem Einzelmenschen und den allgemeinen Strukturen zu einem gewalttätigen Umsturz letzterer führt… dann muß man den Mut haben, das Werk der Erneuerung friedlich und energisch ‘ anzugehen, s o- lange noch Zeit ist.“ Gläubige wie Ungläubige sind sich heute klar „über die Notwendigkeit wagemutiger Revisionen im Leben der Kirche“. Weit verbreitet ist in der ganzen Kirche die Erwartung und Hoffnung einer solchen Überprüfung des. Bestehenden auf seine Eignung, beziehungsweise Nichteignung für die Erfordernisse dieser Stunde. Die Orden sollten nun hier als Kerntruppe der Kirche mit gutem Beispiel vorangehen „und ein Beispiel größter Bereitschaft im Beziehen neuer Stellungen, die heute vom Wohl der Menschheit gefordert werden, gehen: eine tapfere Vorhut in einer Stunde, die nach Reform drängt“. Nun befinden sich die Orden scheinbar in einer paradoxen Situation; sie haben die Pflicht, sich zu erneuern, und scheinen daran gehindert — durdi Regel und Tradition. Der regierende Heilige Vater, Papst Pius XII., hat aber bei vielen Gelegenheiten in den letzten zehn Jahren den Orden gezeigt, wie sehr die rechte Pflege der Tradition nicht nur sich vereinen lasse mit zielstrebigem Fortschritt in Anpassung an die Aufgaben dieser Stunde, sondern wie diese geradezu jenen fordere. Der Geist der Ordensstifter darf nicht in starren Konventionen eingefroren werden. „Wehe deshalb einer starren Unveränderlichkeit, einem griesgrämigen Konservativismus, einer huchstabentreuen Anhänglichkeit an die Überlieferungen, die den Geist zu ersticken droht..Der Geist, der ewig junge Geist der Ordensstifter, fordert heute die Anwendung aller zeitgemäßen Methoden und Mittel zur Pflege der Kinder des 20. Jahrhunderts! Die Führer und Oberen der Orden haben deshalb heute eine Aufgabe von besonderer Verantwortung. „Wenn die Oberen …ihre Augen nicht offen auf die Zeit gerichtet halten … dann laufen sie Gefahr, aus einem Lebewesen — dem Orden — eine Mumie zu machen, während sie sich der Illusion hingeben, ihn so erhalten zu haben, wie er war..Der Heilige Vater hat wiederholt in den letzten Jahren jedem Orden seine Gegenwartsaufgaben umrissen, so etwa den Jesuiten die Anwendung und Auseinandersetzung mit der modernen Wissenschaft, den Kapuzinern die Arbeit in den Fabriken, Büros, Gefängnissen: „Sie mögen ihren apostolischen Schweiß mit dem der Arbeiter vermengen.“ Es geht heute um dringendste neue Forderungen von gebieterischer Befehlsgewalt: „In uns weint Jesus über die Ruinen der Welt und über unsere Träghei t.“ „Es bedarf der kühnen Verwegenheit, gemeinsam mit der feinsinnigen Liebe zum alten Hause; heiliges Wagnis neuer Unternehmungen, vereint mit dem Festhalten an der Überlieferung.“ Vor allem bedarf es heute eines: einer größeren Zusammenarbeit der katholischen Kräfte untereinander. In einer Situation, in der sich die gegenchristlichen Kräfte zu Blocks formieren, müssen sich endlich auch die christlichen Kräfte zu gemeinsamer Arbeit und Tat finden.

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