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EDV-Angst
Vor einigen Wochen wurden die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage in neun europäischen Ländern veröffentlicht, die auf ein ziemlich gestörtes Verhältnis von uns Europäern, vor allem aber von uns Österreichern, zum Computer schließen lassen:
45 Prozent der Österreicher erwarten, daß die zunehmende Verwendung von Computern das tägliche Leben eher komplizierter macht (nur 31 Prozent glauben an eine Erleichterung), 70 Prozent befürchten, daß es zu einer größeren Isolation kommen wird (nur 6 Prozent glauben an mehr Kontakte).
Uberraschenderweise befürchten aber auch mehr Menschen, daß die Arbeit durch den Computereinsatz weniger interessant wird als umgekehrt (44 zu 27 Prozent) und daß die Möglichkeiten, die eigene Intelligenz einzusetzen, kleiner werden.
Dem gegenüber stehen die Rekordmeldungen von der dieswöchigen „ifabo”: Nach knapp 70.000 Besuchern im Vorjahr werden heuer 100.000 Besucher erwartet (womit die ifabo nach Hannover und Paris bereits die drittgrößte Bürofachmesse Europas ist), die sich auf rund 70.000 Quadratmeter Ausstellung sfläche drängen werden. Die Österreicher, die laut Umfrage, eine ziemliche Scheu vor der Computertechnik haben, schauen aber nicht nur, sie kaufen auch: Im Vorjahr wurden etwa 15 Milliarden Schilling in EDV (Hardware und Software) investiert, womit der Markt für Computer zu den am stärksten wachsenden Märkten überhaupt zählt.
Läuft das nach der alten Formel „wer schimpft, der kauft” ab, oder fügen wir uns halt, sehenden Auges in unser Unglück rennend, einer unausweichlichen internationalen Entwicklung, die nicht nur den Computerherstellern, sondern auch den Psychoanalytikern steigende Umsätze verschafft?
Ich persönlich glaube, daß die Entwicklung trotz der oben aufgezeigten Diskrepanz völlig undramatisch ist und sich ein vorbeugender multimedialer Einsatz des Erwin Ringel erübrigt. Die Scheu hängt nämlich — auch das zeigt die Umfrage — eng mit dem Wissen über die neue Technik zusammen und ist besonders dort ausgeprägt, wo geringe Bildung und höheres Alter zusammentreffen. Just die gleiche Scheu und Ablehnung hätten sich aber, wäre auch damals schon alles „hinterfragt” worden, vermutlich auch bei der Verbreitung der Eisenbahn (Peter Roseggers köstliche Erzählung ist ein Anhaltspunkt dafür) und des elektrischen Stroms gezeigt. Trotzdem sind in der einschlägigen Literatur keine von diesen Entwicklungen stammenden Gemütsschäden belegt...
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