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Ein Renner in Apricot

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Jüngste Untersuchungen haben ergeben, daß 91 Prozent der Autofahrerinnen auch ihren Spaß beim Fahren finden und sich gar 94 Prozent der Frauen den Männern im Straßenverkehr gleichwertig fühlen.

Es kommt noch schlimmer: Nicht einmal mehr Reparaturen schrecken die Frauen von heute ab: das Scheibenwischerwechseln wird als Selbstverständlichkeit akzeptiert, und ein Drittel der Frauen greift gleich selbst zum Wagenheber — bei einer Reifenpanne.

Und so stürzt wieder einmal ein schönes Männer-Vorurteil in sich zusammen. In einem Aufwaschen können wir hier aber gleich Grundsätzliches zur Autophilo-sophie klären.

Die Mißverständnisse zwischen Mann und Frau am Steuer rühren doch nur daher, daß das Auto für die Herren der Schöpfung nach wie vor oder mehr denn je Statussymbol ist. Für die Frau hingegen ist das Auto eine Mischung aus praktischem Gegenstand und modischem Accessoire.

So muß ein Auto schon genügend Kilowatt haben, damit es nicht bei jeder Steigung von einem übergewichtigen und dabei grinsenden Familienoberhaupt überholt wird. Dafür würden wir umweltbewußten Frauen auch die Wirkung von zwei Katalysatoren unter der (Motor-)Haube in Kauf nehmen.

Umso mehr bin ich es leid, daß bei meinen Einpark-Manövern doch garantiert immer männliche Passanten herbeieilen und hilfsbereit mit ihren Armen fuchteln -sehr zum Amüsement der anderen Spaziergänger. Statt dessen sollte sich der männliche Elektro-nikbasteltrieb lieber auf eine computergesteuerte Einparkhilfe konzentrieren. Jede Wette, daß eine solche Erfindung liebend gern auch von Männern erworben wird — unter dem Vorwand, dieses ohnehin nur wegen der Ehefrau zu tun.

Womit wir beim Zukunftsauto für die Frau sind: 100 Jahre Automobile für Männer sind schließlich genug!

Warum finden sich in den AutoKatalogen nur Angebote in des Kleinbürgers Lieblingsfarbe Mittelblaugrau — von hell- bis dunkelschwarz, nicht aber eine ordentliche Modefarbe wie Cyclam oder Pink? Mein Vorschlag: Jährlich die vier Modefarben anbieten mit einem Gutschein, diese im nächsten Jahr gegen geringen Aufpreis auf die gängigen Schattierungen umzuspritzen, zum Beispiel von sand auf khaki oder von apricot auf lachs.

Und wo bleibt endlich der Spiegel in der Fahrerblende? Warum muß ich mich an der Ampel immer zum Beifahrersitz hinüberbiegen oder den Rückspiegel verstellen, wenn ich die Lippen nachziehen will?

Auch das Bordwerkzeug gibt Anlaß zu Klagen. Zunächst brauche ich zwei Kreuzschlitzschraubenzieher, weil man ja ein Exemplar davon im Haushalt deponieren muß - das ganze japanische Video- und Computerzeug wird ja auch mit diesen komischen Schrauben zusammengehalten.

Eine wesentliche Bereicherung der Ausstattung wäre dann noch ein Nähzeug mit Rundstricknadeln.

Alle diese Vorschläge sollten die diversen Manager bei den diversen Autohersteilern sehr ernst nehmen, denn zum Schluß folgt noch eine Drohung: Laut einer anderen Studie sind Autoverkaufszuwachsraten in erster Linie nur noch bei Frauen zu holen...

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