7010351-1988_06_01.jpg
Digital In Arbeit

Gebremst in eine neue Zukunft

Werbung
Werbung
Werbung

Politische Schritte zur Lösung internationaler Konflikte haben zur Zeit wieder eine Chance. Für Afghanistan, Mittelamerika und den Nahen Osten stehen die Zeichen auf Verhandlung.

Die Aufhebung des Ausnahmezustands durch die Sandinisten in Nikaragua, deren Bereitschaft, mit den Contras in Gespräche einzutreten und die Absage des US-Kongresses an Ronald Reagans Contra-Hilf e-Pläne lassen auf ein Aufweichen der starren Fronten in dieser Region hoffen. Auch wenn der US-Präsident noch immer am Feindbild des „kommunistischen“ Nikaragua klebt.

Der ebenfalls blutige Konflikt in Afghanistan könnte jetzt rascher als erwartet zu Ende gehen. Die Bereitschaft Michail Gorbatschows, nach positivem Abschluß der Genfer Verhandlungen, Mitte Mai dieses Jahres mit dem Abzug der sowjetischen Truppen aus dem südlichen Nachbarland zu beginnen, verheißt den Beginn einer neuen Entwicklung.

Große Bedeutung kommt auch jener Erklärung der EG-Außenminister vom Montag dieser Woche zu, in der sie sich hinter die Forderung der arabischen Staaten - insbesondere König Husseins von Jordanien — stellten, eine internationale Nahost-Friedenskonferenz unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen einzuberufen.

Der politische Wille ist da. Initiativen wurden gesetzt. Für drei sensible Weltregionen besteht die reale Möglichkeit einer neuen und besseren Zukunft. Trotz aller Vorbehalte und Einwände gegen einzelne Schritte muß als Positi-vum der Versuch eines neuen politischen Denkens gewürdigt werden. 4

Für alle drei genannten Konfliktherde gilt jedoch, daß die jetzigen Initiativen nur Vorbedingungen einer weiteren Auflockerung sind, Angelpunkte möglicher Entwicklungen. Die Zukunft für Mittelamerika, den Nahen Osten und Afghanistan hat jetzt begonnen, ihr Inhalt ist aber noch lange nicht ausgemacht.

Der Blick auf die Komplexität des Zustands in den Kriegsregionen läßt vorschnellen Optimismus zerrinnen. Für Mittelamerika steht heutzutage Nikaragua als Synonym. Aber was ist mit Guatemala, dessen demokratische Ambitionen äußerst gebremst erscheinen? Oder mit El Salvador, Freund der USA, wo Militärs hemmungslos morden?

Werden sich islamisch-fundamentalistische Tendenzen im Nahen Osten einbremsen lassen? Sind die Mudschahedin in Afghanistan die Garantie für den Frieden?

Osterreich darf den Blick nicht von diesen Konfliktherden wenden. Es gibt so etwas wie eine internationale Mitverantwortung. Uns darf nicht gleichgültig sein, was anderen passiert. Afghanistan, Nikaragua und der Nahe Osten müssen in unserem Bewußtsein verankert bleiben, um möglicherweise auch politische Hilfestellung anbieten zu können.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung