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Höhepunkt: Große Rede an die Völker Asiens

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Philippinen, Guam, Japan: Der Papst reist wieder! Die neunte A uslandsvisite Johannes Pauls II. ist mit 35.000 km seine bisher längste. Freilich: 1970schon war Paul VI. 55.000 km weit unterwegs. Diesmal gibt es Besonderheiten.

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Philippinen, Guam, Japan: Der Papst reist wieder! Die neunte A uslandsvisite Johannes Pauls II. ist mit 35.000 km seine bisher längste. Freilich: 1970schon war Paul VI. 55.000 km weit unterwegs. Diesmal gibt es Besonderheiten.

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Johannes Paul II. hat Rom am 16. Februar verlassen und ist am Dienstag früh in Manila, der Hauptstadt der Phi­lippinen, eingetroffen. Nach einem fünf­einhalbtägigen Aufenthalt wird er über die 2500 km östlich gelegene Insel Guam (im weiten Bogen um Taiwan, das auf der sonst üblichen Fluglinie liegt) nach Japan fliegen, wo er sich dreieinhalb Tage aufhalten wird, ehe er über den Nordpol am 27. Februar nach Rom zurückkehrt.

Zusätzlich zu den gewohnten Fix­punkten in den Programmen der apo­stolischen Reisen dieses Pontifikats fin­den wir diesmal einige besondere Ver­anstaltungen. Die wichtigste ist die Se­ligsprechung von 16 Märtyrern, die zum überwiegenden Teil der Ordensfa­milie der Dominikaner angehörten: die erste Seligsprechung in der Geschichte der katholischen Kirche, die ein Papst außerhalb Roms vornimmt.

In Japan wird der Papst 77 Erwach­sene taufen und einer Reihe junger Männer die Priesterweihe erteilen. Au­ßerdem wird der Papst von Japan aus eine große Rede an die Völker Asiens halten. Voraussichtlich wird er in dieser bedeutsamsten Ansprache seiner Reise zu den gegenwärtigen Bemühungen um eine authentische asiatische Theologie Stellung nehmen.

Die Inselwelt der Philippinen kann als einziges katholisches Gebiet Asiens gewertet werden. Auf rund 7100 Inseln leben 45 Millionen Menschen, von de­nen 81 Prozent der katholischen Kirche angehören. Die Kultur ist stark von der 300jährigen spanischen Missionierung geprägt, woran auch die jüngsten Ein­flüsse Amerikas bisher nicht viel geän­dert haben, obwohl die gemeinsame Sprache heute Englisch ist.

Die Philippinen erlangten Für die Ge­schichte der katholischen Kirche Asiens dadurch Bedeutung, daß sie für die Dominikaner und Franziskaner zum Ausgangspunkt für die Missionie­rung Japans wurden. Gerade deshalb wird Johannes Paul II. als Höhepunkt der 400-Jahr-Feier der Erzdiözese Ma­nila am 18. Februar 16 Märtyrer selig­sprechen, die in Japan hingerichtet worden sind.

Die katholische Kirche der Philippi­

nen zählt zwei Kardinale, 100 Bischöfe und 5000 Priester, die in 48 Diözesen wirken. Ein Mangel an Priestern ist spürbar, doch liegt die jährliche Zu­wachsrate bei zwölf Prozent und ist so­mit die höchste in der ganzen Welt.

Weniger erfreulich sind die Bezie­hungen der Kirche zum Staat. Wegen eines mangelnden Empfindens für die Interessen und Rechte der schwächer­gestellten Volksgruppen kann sich die Kirche - nach den Worten von Kardi­nal Jaime Sin - nur zu einer „kritischen Zusammenarbeit“ bereitfinden.

Besuche des Papstes bei Arbeitern ei­ner Zuckerrohrplantage, bei Kranken in einer Leprastation sowie in Manilas berüchtigtem Elendsviertel Tondo er­halten dadurch besondere Bedeutung.

Die zweite Station führt den Papst in die pazifische Inselwelt der Marianen- Gruppe. 2500 km östlich der Philippi­nen liegt die größte der Inseln, Guam, mit 113.000 Bewohnern. Ihre Kultur ist - ganz im Unterschied zu den unzähli­gen anderen Inseln - als Ergebnis einer dreihundertjährigen spanischen Missio­nierung ausgesprochen katholisch.

Ein ganz anderes Milieu wird der Papst in Japan antreffen. Hier pulsiert in den vielen Städten der überbevölker­ten Inselgruppe das hektische Leben ei­ner modernen Industrie- und Handels­gesellschaft mit ihrem Wohlstand, aber auch mit ihren Ängsten.

Mit knapp einem Prozent sind die Christen unter den 117 Millionen Japa­nern eine verschwindende Minderheit. Nur 400.000 sind Katholiken, doch ist ihr Einfluß und ihr Ansehen weit stär­ker als die Zahl vermuten läßt.

Ein hochangesehenes Schulwesen, das vom Kindergarten bis zur Universi­tät reicht, ist die Stärke des japani­schen Katholizismus. Nach einer 1977 durchgeführten Umfrage erscheint das Christentum als eine Religion, die als „hell, elegant, modern“ empfunden wird.

Vor allem schätzen die Japaner den Beitrag des Christentums zum mensch­lichen Zusammenleben.

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