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Unterwegs zur Weltkirche

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Die geplante Afrika-Reise des Papstes hatte auch kritische Stimmen ausgelöst. Welche Ergebnisse hat sie gebracht, welche Erwartungen haben sich nichterfüllt?

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Die geplante Afrika-Reise des Papstes hatte auch kritische Stimmen ausgelöst. Welche Ergebnisse hat sie gebracht, welche Erwartungen haben sich nichterfüllt?

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„Eines Tages, wenn Gott will, möchte ich allen anderen Völkern Afrikas meinen Gruß und meine besten Wünsche persönlich überbringen", hatte Papst Johannes Paul II. im Mai 1980 vor seinem Abflug aus Abidjan (Elfenbeinküste) nach Rom gesagt. Am letzten Freitag kehrte er von seiner zweiten Afrikareise zurück, nicht ohne den Katholiken Togos eine weitere angedeutet zu haben.

Uber 14.800 Kilometer führte die Reiseroute durch das sich offiziell' als „muslimisches Land" bezeichnende Nigeria, durch die Volksrepublik Benin, die noch Stalin verehrt, in das mehrheitlich katholische Gabun mit seiner

eher zurückhaltenden Kirche über Aquatorial-Guinea, das erst vor wenigen Jahren eine der schlimmsten Diktaturen und eine der grausamsten Christenverfolgungen der nachkolonialen Zeit Afrikas abschütteln konnte, wieder nach Rom zurück.

Wenn der Papst seine weltweiten Pastoralreisen wiederaufnimmt, dann liegt das in der Entwicklung der . Kirche von einer „Westkirche" zu einer „ Weltkir-

che", begründet, die die Kirchenhistoriker vielleicht als die wichtigste Entwicklung des Katholizismus in unserem Jahrhundert werten werden. Dieser Ubergang erfordert tiefgreifende Änderungen im kirchlichen Denken. „Der Papst muß aus erster Hand die verschiedenen Völker und Kulturen in der Welt verstehen, an die die Kirche ihre Botschaft der Hoffnung, des Friedens und der Brüderlichkeit richtet", schrieb

die in Lagos erscheinende „Daily Times" am Vorabend des Papstbesuches. Johannes Paul II. ist aber der Ansicht, daß dies auch für seine engsten Mitarbeiter gilt.

Bereits zu Beginn der Reise und immer wieder in deren Verlauf betonte der Papst den religiösen und pastoralen Charakter. Hauptpunkte in dem diesmal weniger dichten Programm waren die großen Eucharistiefeiern. Sie demonstrierten die Vitalität einer

jungen, zunehmend afrikanisch werdenden Kirche und betonten die Einheit der katholischen Ortskirchen mit der Weltkirche.

In den mehr als 40 Ansprachen nahm der Papst zu verschiedenen Problemen Stellung. Die bedeutendsten waren erstaunlich einfach gehaltene katechetische Unterweisungen an die Säulen der Missionskirche, die Bischöfe, Priester, Ordensleute und Kate-chisten. Eindringlich warnte er die Priester in Libreville davor zu meinen, ein Priester müsse ein Mensch sein wie alle anderen auch („Entweder ist man Priester für das ganze Leben oder man ist es nicht").

In allen besuchten Ländern ermutigte der Papst die Bischöfe, den Prozeß der Inkulturation des Evangeliums mutig aber auch wachsam zu fördern. Die Ordensleute rief er zu einem „radikalen Zeugnis" christlicher Lebensführung auf.

In den Ansprachen an die Politiker, die Familien und die Vertreter verschiedener Berufe zeigte er tiefe Religiosität und gesellschaftliches Engagement als die beiden Brennpunkte auf, die der christlichen Lehre und Praxis die rechte Form geben.

Unglücklich verlief der Dialog mit den Repräsentanten des Islam. Die Begegnung in Kaduna im Norden Nigerias platzte in letzter Minute. Gespannt verlief der Dialog mit dem Atheismus, wenn man die Gespräche mit dem marxistischen Staatspräsidenten von Benin als solchen werten will.

Vor seinem Abflug nach Rom stellte der Papst in einer Botschaft an ganz Afrika noch drei bedeutsame Fragen: „Welchen Fortschritt sucht ihr? Welche Sehnsüchte des Menschen wollt ihr befriedigen? Welchen Menschen wollt ihr heranbilden?"

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