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Japaner, Floch

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Der weitreichende Einfluß der japanischen Holzschnitte — die um 1860 nach Europa kamen — auf westliche Künstler von Degas bis Bannard ist bekannt. Ihre großen Farbflächen und überraschenden Blickpunkte erschienen als gewagte Neuheiten und wurden auch im Jugendstil absorbiert. Mit anderen Künsten war auch der Holzschnitt bereits im 6. Jahrhundert n. Chr. im Gefolge des Buddhismus nach Japan gekommen, erlebte aber seine Blüte erst von 1660 bis 1860, nachdem Moronobu (gest. 1694), vom Sittenbild des Ukiyo-e ausgehend, ihm einen selbständigen künstlerischen Ausdruck verliehen hatte. Anfangs nur schwarzweiß gedruckt und bis 1740 in wenigen Farben koloriert, entwickelten sich dann Druckverfahren, die zuerst zusätzlich Rosa und Grün und deren Mischfarben, später — nach Harunobu — ab 1765 oft mehr als ein Dutzend Platten verwendeten. Seine bedeutendsten Schöpfer von Moronobu bis Hokusai und Hiroshige, ihre graziöse Linienkunst und raffinierte Farbgebung in der Darstellung von Landschaften, schönen Frauen, Schauspielern, Stilleben und japanischen Lebens sind nun in einer exquisiten und umfassenden Ausstellung in der Graphischen Sammlung Albertina zu sehen; die, ergänzt durch einige eigene Blätter, die Privatsammlung von Prof. Winzinger zeigt.

In der Österreichischen Galerie im Belvedere wurde zur gleichen Zeit eine Ausstellung von Werken von Joseph Floch eröffnet, der, 1895 in Wien geboren, ab 1925 in Paris und ab 1941 in New York ansässig wurde. Floch hat an der Wiener Akademie studiert und kam um 1920 zu einer Malerei, die sowohl vom Expressionismus wie auch von plastischeren Formvorstellungen beeinflußt wurde. 1926 setzte bei ihm eine nahezu monochrome Phase ein, in der man Anregungen des frühen und des klassizistischen Picasso erblicken kann. Ein Einfluß der französischen Kunst wird dann in den immer bewußter und strenger werdenden Kompositionen spürbar, die Suche nach einem klassischen Maß, dem sich nur die Figuren entziehen. Der Aufenthalt in den Vereinigten Staaten steigerte die bereits in den dreißiger Jahren entwickelte sonore Farbigkeit zu helleren Klängen und läßt Floch die tiefenräurnliche Konstruktion und die Tektonik des Bildes auch graphisch betonen. Flochs Oeuvre, das auch von einigen schönen Zeichnungen (darunter das sichtlich an Cezanne orientierte Porträt von Jaques Lipchitz) und Druckgraphik ergänzt wird, ist das Resultat eines erfüllten Lebens, das sichtlich stets Ordnung und Menschlichkeit gegen die Barbarei der Zeiten bewahrt und verteidigt hat.

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