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Kirche auf dem Campingplatz
Geht der Wochenendtourist, der Zweitwohnungsbesitzer in seiner Freizeit in die Kirche? Hat er Kontakt mit dem Pfarrer im Ferienort?
Millionen Menschen sind mobil geworden, ob Winter oder Sommer, sie fliehen aus der Stadt, gehen aus ihrem angestammten Pfarrbereich weg. Werden sie in ihrem Erholungsort von der Kirche angesprochen? Haben sie einen Kontakt mit der kirchlichen Gemeinschaft? Das sind die Fragen, die die Pastoralämter in ganz Europa und nicht zuletzt auch in Österreich beschäftigen.
Im Weinviertel ist das Problem der Neusiedler besonders aktuell. Die einen integrieren sich sehr rasch in die Dorfgemeinschaft, andere wieder sind so isoliert, daß sie nicht einmal zum Greißler gehen oder den Nachbarn kennen, geschweige denn in die Kirche kommen.
Untersuchungen ergaben, daß viele Menschen in ihrer Freizeit ein wesentlich stärkeres Bedürfnis spürten, mit der kirchlichen Gemeinschaft anzuknüpfen, als am Arbeitsoder Wohnort. Mehr noch als den Gottesdienst suchen sie das pastorale Gespräch. Die Fragen „Woher komme ich? Wohin gehe ich?“, Jugend- und Ehevorbereitungspro-bleme kommen zur Sprache. Wie stark das Bedürfnis nach religiöser Betreuung ist, zeigt eine Umfrage unter deutschen und hollandischen Urlaubern in Kärnten, die ihre Erwartungen im Ferienort so reihten: Schwimmen, Segeln, religiöse Betreuung, gutes Essen.
Mit der großen Campingwelle an-fang der sechziger Jahre, kam auch die Notwendigkeit einer ganz speziellen Seelsorge für Campingplätze und Feriendörfer. Seit etwa 15 Jahren wirkt Pfarrer Georg Hager an den großen Campingplätzen am Wolfgangsee und seiner Umgebung, wo es in der Saison mehr Fremde als Einheimische gibt.
In Kärnten ist Pater Gustav Berg-mans, ein Holländer, ebenfalls schon über ein Jahrzehnt tätig. Er reist von Schidorf zu Urlaubszentrum und hält nicht nur Gottesdienst, sondern führt in Hotels und Restaurants die beliebten „Kamingespräche“ mit den Gästen.
In jeder Fremdenverkehrsgemeinde der Erzdiözese Salzburg ist im Pfarrgemeinderat auch ein Mitglied für den Tourismus verantwortlich. Aber auch die Pfarrer selbst müssen noch stärker motiviert werden. Wenn zu gewissen Jahreszeiten die Touristen die Zahl der Einwohner um ein Vielfaches übersteigt, dürfen diese Menschen nicht als Nebenerscheinung gewertet werden.
Die „Kirche unterwegs“ verlangt auch einen dynamischen „Seelsorger unterwegs“. So betreut die Grazer Diözese mit 20 Priestern, 24 Orte an der jugoslawischen Adria. Durch „Radio Adria“ ist es dem Grazer Pastoralamt gelungen, auf Campingplätzen in Jugoslawien kurze Ansprachen von Priestern oder Laientheologen über Lautsprecher ausstrahlen zu lassen.
Der Mangel an Priestern und Theologiestudenten ist in der Tourismus-Seelsorge besonders arg zu spüren. Sie ist heute zu einem wesentlichen Ausmaß auf die Mitarbeit von Laien angewiesen. Fremdsprachenkenntnisse sind naturgemäß dabei sehr wichtig. Neuerdings werden Theologiestudentinnen und andere Laien in Wochenendkursen geschult, um den Sonntagsgottesdienst auf Campingplätzen vorzubereiten. Die Mädchen übernehmen meist die Arbeit mit den Kindern, die überall mit großer Freude mittun.
Bei Führungen durch Dome und Kirchen, bei der Besichtigung von Abteien und Klöstern, so meinte Pater Anton Vugts vom Zentrum der Tourismus-Seelsorge in Westeuropa, könnten Laien geschickt eine Katechese anbringen, durch die ohne weiteres “eine Sonntagspredigt zu ersetzen wäre.
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