7170786-1982_45_01.jpg
Digital In Arbeit

Kirche Jeidet in der CS SR

Werbung
Werbung
Werbung

Die mißliche Lage der katholischen Kirche in der CSSR ist heute nicht mehr unbekannt; zu viele unleugbare Beweise dafür liegen vor. Daran ändert auch nichts das gläubigen Bürgern des Landes so oft ausgesprochene Lob ihrer Mitarbeit am Aufbau des Landes, selbst aus dem Munde des Staatspräsidenten Gustav Husäk.

Gläubige Bürger bleiben weiterhin beruflich benachteiligt, gesellschaftlich diskriminiert. Und die immer wieder deklamatorisch vorgetragene Darstellung all dessen, was der sozialistische Staat angeblich für die Kirchen tut, kann über die vielen Unterdrückungsmaßnahmen nicht hinwegtäuschen.

In diesem tristen Bild treten in den letzten Monaten in deutlicheren Zügen zwei neuralgische Punkte hervor: die Zulassung zum geistlichen Beruf einschließlich der Ausbildung der Theologen sowie die durch Partei-Staatsführung inaugurierte und mächtig gestützte Priestervereinigung „Pacem in terris".

Zu den für die Kirche entscheidenden Problemen in den beiden einzigen Priesterseminaren (für 13 Diözesen!) in Leitmeritz und Preßburg hat sich Papst Johannes Paul II. in einem Schreiben vom 31. Dezember 1981 an die katholischen Bischöfe des Landes geäußert. Der Papst wendet sich darin gegen die Drosselung des Zugangs zum Priesterberuf und gegen die Eingriffe des Kirchensekretariates in die Erziehung und Ausbildung der jungen Theologen: Dafür Sorge zu tragen, sei Aufgabe der Bischöfe.

Ungeachtet dessen hat sich bis jetzt an der bisherigen Praxis einer starken Einflußnahme des Kirchensekretariates auf die Priesterseminare nichts geändert. Ähnliches gilt von den Reaktionen in Prag auf die „Erklärung" der römischen Kongregation für den Klerus vom 8. März 1982, die der Papst ratifiziert hat.

In dieser römischen Entscheidung werden zwei Gruppen von Organisationen für alle Kleriker der katholischen Kirche verboten: Vereinigungen, die „direkt oder indirekt, offen oder geheim politische Ziele verfolgen", sowie jene, die „in einer Art Gewerkschaft" priesterliches Wirken „auf einen Beruf oder eine anderen weltlichen Funktionen vergleichbare Tätigkeit" verkürzen; es gehe um „die Identität des katholischen Priestertums".

Es kann kein Zweifel bestehen, daß unter dieses Verbot auch die Priestervereinigung „Pacem in terris" in der CSSR fällt. Doch die Reaktion darauf war und ist auch heute in der CSSR nicht einheitlich. Für Bischof Feranec von Neutra (Nitra, Slowakei) gilt das Verbot für diese Priestervereinigung nicht, wie er bereits in Rom während des Ad limina-Besuches aller fünf Bischöfe der CSSR (mit 13 Diözesen!) erklärt hat.

Der Wortlaut des Dokumentes wurde durch Radio Vatikan in der Tschechoslowakei schnell bekannt und von sehr vielen im Klerus und im Kirchenvolk begrüßt. Das ganze Domkapitel in Brünn mit Kapitelvikar Horky an der Spitze erklärte seinen Austritt aus „Pacem in terris", ebenso die Kapitelvikare von Böhmisch-Budweis und in der Zips (Sips, Slowakei).

So konnte die Führung der Organisation nicht länger so tun, als gäbe es das römische Verbot nicht. Eine „Interpretation" jedoch wurde bald gefunden: es gehe nur diejenigen katholischen Priester an, die die „Charta 77" unterzeichnet hätten. In einem sehr langen Schreiben von „Pacem in terris" vom 11. Juli 1982 an alle Bischöfe, veröffentlicht in der sogenannten „Katholischen Zeitung" wird die Taktik sichtbar, mit der die Priestervereinigung gerettet werden soll: Sie sei eine „Friedensbewegung" und müsse daher erhalten bleiben.

In dieselbe Richtung stießen die beiden Landes-Kirchensekreta-riate in Prag und Preßburg mit einer gemeinsamen Stellungnahme vor. Auch darin wird (nur) die „Friedensarbeit" als Betätigungsfeld der Priestervereinigung genannt; daher sei es„sozusagen absurd", sie durch das „Vatikan-Zentrum" zu verbieten. Sie könne sich „unter dem Schutz der tschechoslowakischen Rechtsordnung ungestört betätigen".

Der Direktor des zentralen Kirchensekretariates in Prag, K. Hruza, schrieb in einem langen Beitrag in der „tvorba" vom 11. August 1982, „einige Herren Kardinäle" würden „diese patriotische Bewegung gerne auflösen", doch stehe sie unter dem Schutz des Staates.

Hruza erklärte laut Radio Vatikan vom 24. August 1982 auch einem Vertreter von Agence France Presse, daß die Regierung die Forderung von Kardinal Toma-sek und Bischof Gabris von Trna-va (Tyrnau, Slowakei) nach Auflösung von „Pacem in terris" zurückgewiesen habe, und zwar „kategorisch und definitiv".

So ist anzunehmen, daß Männer -der Führungsmannschaft von „Pacem in terris" weiterhin versuchen werden, den Klerus zu in-doktfinieren, die Bischöfe praktisch auszuschalten, die Kirche zu repräsentieren und das Kirchenvolk zu täuschen. Aber die Kirche in der heutigen CSSR ist trotzdem eine lebendige Gemeinschaft, die aus der Kraft des Glaubens in vielen mutigen Menschen lebt.

Prof. Dr. Josef Rabas wirkt am Kath. Büro für ost- und mitteleuropäische Fragen in Rom.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung