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Kleine Subventionen trotzdem erfolgreich

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Am 22. September 1910 war sozusagen ein Festtag für Kärntens und Klagenfurts Theaterfreunde. Mit viel Pomp wurde das „Kaiser Franz Joseph I.-Jubiläumstheater“ mit Beethovens „Weihe des Hauses“ und Schillers „Wilhelm Teil“ eröffnet Klagenfurt hatte nach Jahren der „Notlösungen" eindlich ein eigenes, großes Theater

Technisch ist das Theater gut ausgestattet. Bei einer Bühnenbreite von 16 und einer Tiefe von 15 Metern besitzt es ein neun Meter breites und sechs Meter hohes Portal, verfügt über eine Drehbühne, eine Portalbrücke mit Scheinwerfern, eine Projektionseinrichtung mit fünf Apparaten und ein Stellwerk mit 90 Hebeln. Für 1979/80 ist die Vergrößerung des Orchesterraumes vorgesehen, der dann 60 Musiker aufnehmen wird und durch Verwendung der Proszeniumlogen für größere Aufgaben erweitert werden kann.

Richtet man sich nach der Auslastung des Theaters, das für 1978/79 vier Opern, zwei Operetten, zwei Musicals, einen Ballettabend und sechs Sprechstücke im Großen Haus und drei im Künstlerhaus, plus Märchen anbietet, dann kann man unschwer erkennen, wo das Schwergewicht liegt. 93 Prozent Frequenz weisen Oper und Operette auf, während das Schauspiel schon bei 80 Prozent die Höchstgrenze erreicht, mitunter aber auch bis auf 30 Prozent (eine Studioproduktion) absinken kann. Die Höchstzahl an Aufführungen (20) erreichte „Lucia di Lammermoor“, Höhepunkt der abgelaufenen Spielzeit und sogar auf Schallplatte festgehalten.

Wie sieht nun das Publikum in seiner Schichtung aus? Unter dem früheren Intendanten Prof. Otto Hans Böhm war man bestrebt, mit Abstechern in Kärntens Städte und in die Steiermark das Theater zu den Leuten zu bringen, unter Herbert Wochinz aber wurde das System grundlegend geändert. Mit der Devise „Theater für alle Kärntner“ holte man das Publikum nach Klagenfurt. Werbung und Ausbau des Abonnements sicherten einen Stamm, der von 1082 Abonnenten der Saison 1967/68 heute auf 5606 gestiegen ist. Die „Ausabonnierung“ durch verschiedene Mieten - neuerdings das Fa-

milienabo am Sonntag-Nachmittag - haben allerdings den Nachteil, daß Erfolge aus Terminmangel nicht ganz ausgenützt werden können und manchmal auch Interessenten ohne Abonnement zu kurz kommen. Das Fehlen einer kleinen Bühne - die bisherigen Studios waren und sind Notbehelf - wirkt sich nachteilig aus. Der Wunschtraum des Intendanten, zusätzlich ein Theater mit ungefähr 250 Plätzen zur Verfügung zu haben, um dort das Sprechstück zu pflegen, ist unerfüllbar. Ein zusätzlicher Spieltag und der Sonntag-Nachmittag werden zwar Erleichterung bringen, eine Lösung sind sie nicht. Finanzielle Zwänge halten die Lade versperrt, in der Wochinz bereits einen ausgearbeiteten Plan für eine Kleinbühne liegen hat.

Wie jede der Länderbühnen hatauch Klagenfurt zwei Einnahmequellen: die Einspielergebnisse, die sich 1976/77 auf 9,9 Millionen und 1977/78 auf elf Millionen beliefen, und die Subvention von 42,3 beziehungsweise 49 Millionen in den beiden Spielzeiten, womit das Gesamtbudget von 52,2 und 60 Millionen gedeckt wird. Die Zuschüsse tragen mit 60 und 40 Prozent Land und Stadt. Mit 43 (1976/77) und 47,3 Millionen (1977/78) stehen die Personalkosten zu Buch, die Sachkosten sind mit 9,2 und 9,5 Millionen für diese Spiezeiten gegeben, in denen die Zahl der Vorstellungen 253 und 256 betrug. Die Eintrittspreise wurden gegenüber dem Voijahr geringfügig erhöht; sie betragen in der Musiksparte 55-185 Schilling und im Schauspiel 35-130 Schilling.

Unter dem Intendanten Prof. Herbert Wochinz, der 1968 die Führung übernahm, sind 48 Damen und 80 Herren fix im Engagement, zu denen noch im sonstigen Personal 106 Personen kommen, weiters ein Dramaturg und 13 Regisseure. Ein Opernchef und drei Kapellmeister betreuen die musikalische Sparte und zwei Bühnenbildner und eine Kostümbildnerin sorgen für die Ausstattung. Monatsgagen zwischen brutto 6840 und 22.000 Schilling werden jahrüber ausgezahlt.

Die ungeheueren Schwierigkeiten, die einem Vier-Sparten-Theater im Wege stehen, sind offenkundig. Daß man sie bisher verhältnismäßig gut zu überwinden verstand, stellt dem Klagenfurter Stadttheater und seinen Kräften ein gutes Zeugnis aus.

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