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Konzerte

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Konzerthausgesellschaft, Herbert Prikopa und Wiener Kammerorchester sind dabei, die „Konzerte für Kinder und Kenner“ zu einer Institution zu machen, die Kinder und Kenner liebhaben müssen. Im neuen Konzert gibt es 5 Deutsche Tänze von Schubert, zwei Sätze des Violinkonzertes A-Dur KV 219 von Mozart mit der hochbegabten 15jährigen Karin Adam, einen furiosen Thomas Henkes in der „Schlagzeugparade“ von Yvonne Desportes und Brittens viel zu unbekannte „Simple Symphony“. Prikopa ist ein witziger Conferencier, der eingeschlagene Weg goldrichtig! H. B.

Eine große Dame der Opernbühne streut mildtätig einige Brosamen aus: Der Brahms-Saal wird zum Salon, Theresa Berganza zur Gastgeberin. In einem bequemen, stilvollen alten Lehnstuhl sitzt sie, angetan mit einem einfachen, weiten Kleid, in keinem anderen Schmuck als dem ihrer kostbaren, auch diesmal wieder meisterhaft eingesetzten Stimme. Neben ihr, fast zu ihren Füßen, Ernesto Bitetti, der Gitarrist. Wir wünschten, er hätte im ersten Teil das Instrument mit der Laute vertauscht: Es gab vorwiegend musikalische Liebeslyrik, stimmungsmäßig ziemlich eingetrübt, wie's für Spanien Brauch scheint, und einige Tanzliedchen, alles von spanischen Meistern des 16. Jahrhunderts. Die sechs „Can-ciones Antiguas“ des großen Fe-derico Garcia Lorca erwiesen sich als musikalisch einfache, volkstümliche Melodien. Und „Siete Cancio-nes Populäres Espanoläs“ von de Falla erst putzten den zweiten Teil durch Originalität und Qualität der dargebotenen Musik auf. Man hätte von einer so bedeutenden Künstlerin eigentlich ein schwererwiegendes Programm erwarten dürfen.

Ernst Kovacic spielte im Mozart-Saal Beethovens erste Violinsonate, ferner seine Frühlings-, die Kreutzersonate und die Variationen op. 107/3,. und er spielte sie so, als wäre nicht die Musik unseres Jahrhunderts seine „Marktnische“ gewesen: voll vertraut im Umgang mit dem klassischen Stü und als perfekter Kammermusiker. Sein Ton entbehrte nicht der sinnlichen Süße, blieb dabei aber männlich-kontu-riert und jederzeit absolut rein. Besonders erfreulich war die lebendige, ideenreiche und temperamentvolle Interpretation, die dann in der Kreutzersonate ganz individuelle, psychologisierende Wirkung gewann. Hans Petermandl war ein gediegener Partner, der mit dem sympathischen Geiger eine hervorragende Klangbalance erreichte.

Das seit mehr als fünfzig Jahren bestehende Radio-Sinfonieorchester Prag debütierte im Musikverein unter seinem (bei uns ja bestens bekannten) Chefdirigenten Jaros-lav Krombholc. Die Prager Künstler bilden ein gutes, exakt spielendes Orchester, das offensichtlich genauestens geprobt hat und in allen Gruppen ansprechende Leistungen bietet, wobei das weiche, elastische Blech besonders anspricht. Sehr hübsch war auch das Programm, das im Mittelpunkt sogar eine Art von Novität bot: die 1912 entstandene c-Moll-Suite von Otakar Ostreil, eine bald rhythmisch prägnante, dann wieder melodisch weit ausschwingende Musik, die mit Kunstverstand kontrapunktisch angereichert ist und bei aller Mahler-Verbundenheit, die man dem Komponisten nachsagt, ein persönliches Gepräge zeigt, das sich unserer Meinung nach sogar eher etwas Max Reger zuwendet. Vorher gab es etwas bei uns auch recht Seltenes: eines der letzten fünf Orchesterwerke Dvoräks, op. 107, den „Wassermann“. Krombholc erreichte im Spätwerk seines Nationalkomponisten eindrucksvolle Steigerungen ohne großen Energieaufwand, bis er schließlich mit Janäceks „Taras Bulba“ die ganze eindrucksvolle Klangpracht des großen Orchesters entfaltete.

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