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Digital In Arbeit

Wellen-Schaukel Stephansdom

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Hier Radio Stephansdom mit unserer beliebten Gute-N'acht-Sendung ,Ich tanze mit dir in den Himmel hinein' ...” Bald könnte es so weit sein. Das neue Privatradiogesetz macht's möglich und die Bereitschaft von Erzbischof Christoph Schönborn, weitere Millionen (mindestens zehn pro Jahr) in ein Medienprojekt zu investieren.

Der Mut imponiert. Die Zielsetzung auch: Eine „Oase für Ohr und Seele” soll geschaffen werden mit Orientierung und Lebenshilfe, viel sanfter Musik und wenig Gequassel, mit Gottesdiensten, Klassik, Gospel und Spirituals. Das könnte ein schöner Erfolg werden - falls man die richtigen Leute findet und die Rechnung rundum aufgeht.

Angesichts größter Zweifel daran haben kirchliche Medienleute in Österreich bisher immer wieder vor der Gründung eigener Kirchensender gewarnt, auf die hervorragenden Religionssendungen im ORF verwiesen und kirchlichen Programmaktivisten die Herstellung guter Sendungseinheiten empfohlen, die öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunkanstalten angeboten werden können. Auf dieser Basis hat sich etwa Ba-dio Omega etabliert, das katholische und evangelische Diözesen sowie Ordensgemeinschaften tragen. Jetzt plötzlich geht Wien auf s Ganze.

Wiens erzdiözesanes Medien-hirn Wolfgang Bergmann (der Sohn) kann gute Argumente dafür anführen: Wie „Dialog” die Kirchenzeitung nicht verdrängen, sondern ergänzen soll, wäre Radio Stephansdom keine Alternative, sondern ein Zusatzangebot neben kirchlichen Zulieferstudios. Dem ORF, dessen Studio Wien keine Gottesdienste überträgt, dürfte ein Kirchensender als Konkurrent weitaus willkommener als ein aggressiver Kommerzsender sein, und der Auftrag an den ORF zur Berücksichtigung der Kirchen bleibt ja bestehen.

Möglich, daß auch die Hörfunkkommission des Katholischen Zentrums für Massenkommunikation nachträglich noch zu diesem Schluß kommt. Im voraus gefragt worden ist sie nicht. Wohl seien Bischof Weber und „relevante” Diözesan-stellen informiert gewesen, heißt es bei den Initiatoren, aber für die Befassung einer gesamtösterreichischen Einrichtung habe man keine Notwendigkeit gesehen und auch keine Zeit gehabt.

Das ist ein deutliches Wort und erfreulicher als süßliches Herumreden, weil es Klarheit schafft: Für gewählte Gremien mit eigener Entscheidungsstruktur hat man rund um Generalvikar Schüller derzeit wenig übrig. Der Arbeitsstil ist der eines aufgeklärten Absolutismus. Bedenkt man, daß in anderen Bereichen der römisch-katholischen Kirche, etwa bei Bischofsbestellungen, immer noch unaufgeklärter Absolutismus regiert, ist das schon ein Fortschritte

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