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Neue Perspektiven
360 Delegierte aus allen Diözesen Österreichs zerzausten am Wochenende in Salzburg die „Perspektiven der Hoffnung“ - aber sehr konstruktiv. Nach der Umarbeitung müßte das „Papier" eigentlich sicher noch besser sein. Dann aber wird es auf das konkrete Handeln ankommen.
360 Delegierte aus allen Diözesen Österreichs zerzausten am Wochenende in Salzburg die „Perspektiven der Hoffnung“ - aber sehr konstruktiv. Nach der Umarbeitung müßte das „Papier" eigentlich sicher noch besser sein. Dann aber wird es auf das konkrete Handeln ankommen.
Tagd es Heiles: Heute
„Was ist Sinn und Zweck eines Katholikentages, wenn nicht das: das Gemeinsame über alles Trennende zu stellen, auch in der Kirche“. Mit diesen Worten aus der Begrüßung der etwa 360 Delegierten durch K’ardinal König war ein Leitmotiv dieses zweitägigen Bewußtseinsbildungsprozesses der Teilnehmer, darunter fast alle österreichischen Bischöfe, angesprochen.
Ein solches Erlebnis des gemeinsamen Glaubens in der österreichischen Kirche und der Einbindung in die Weltkirche durch den Besuch des Papstes müsse aber auch — so der Kardinal — mit Verantwortung für Heimat und Welt verbunden sein.
Professor Hans Tuppy, Vorsitzender jener Kommission, die den Text der „Perspektiven unserer Hoffnung“ erarbeitet hatte, leitete in seinem Referat aus der Botschaft des Paulus an die Gemeinde in Korinth „Jetzt ist Tag des Heiles“ für Österreichs Katholiken einzeln und als Kirche die Aufgabe ab, „die positiven Aspekte irdischer und mensch- heitlicher Entwicklungen zu würdigen“ und „mit einer Zuversicht und Festigkeit ans Werk zu gehen, die uns den Ängsten der Zeit trotzen läßt“.
Zum vorliegenden Text selbst wurden in vielen Diskussionsbeiträgen einerseits sachlich-thematische Ergänzungen gefordert (von einer deutlicheren Verantwortung der Kirche in der Volksgruppenfrage bis zum Familienstimmrecht, von Methoden der Empfängnisregelung bis zu inhaltsreichen Aussagen zum Ordensleben), andererseits fehlte vielen Delegierten die „Vision“, die von Inspiration getragene Geist-Ausstrahlung. Wie sollte die Förderung nach einer „leuchtenden“ Präambel für diese Perspektiven der Hoffnung auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen sein mit dem Wunsch, konkrete Aufgaben des Christen beispielsweise in der Politik aufzuzeigen oder unseren eigenen Beitrag zum Frieden, etwa in unseren Beziehungen, zu umschreiben?
Ebenso gab es durchaus divergierende Einstellungen dazu, wieweit ein kleinster gemeinsamer Nenner, ein Konsens der möglichst großen Zahl anzustreben sei (bei der Friedensfrage etwa), oder ob nur die Formulierung radikaler Forderungen (was beispielsweise die Haltung der Kirche im Bereich von Kunst und Kultur betrifft) zielführend sein könne.
Wieder anders stellt sich freilich die Frage der Abfassung von Perspektiven der Hoffnung unter dem Gesichtspunkt der jeweiligen
Adressaten: Sind es Forderungen an kirchliche Insider, muß sich bei diesen Hoffnung mit Umkehr und biblisch fundiertem Denken assoziieren? Sind es jene Menschen, die eher kirchlich distanziert leben und denen Mut zur christlichen Hoffnung zugesprochen werden soll?
Zahlreiche Vorschläge befaßten sich auch mit konkreten Initiativen zum oder nach dem Katholikentag, die als „Tat“ des Katholikentags über den Anlaß hinausreichen könnten: von einem Tag für geistliche Berufe über Initiativen in der Frage der Abtreibung bis zur weiteren Aufnahme von Flüchtlingen aus Vietnam in österreichischen Pfarren.
Im feierlichen Abschlußgottesdienst für die Delegierten im Salzburger Dom verwies Kardinal König in seiner Predigt auf das Kreuz als Zeichen der Hoffnung und der Rettung. Nur das neue Gebot der christlichen Liebe vermöge Grenzen und Schranken zu übersteigen: „Solange ich nicht einsehe, daß … meine Sicherheit auch die Sicherheit des anderen ist, daß meine Rüstung auch immer die Rüstung des anderen provoziert — solange werde ich keinen Weg zum Frieden finden.“
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