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Schwarzer Parteitag gegen rotes Bildungsmonopol

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Die Resolution des ÖVP-Bundes- parteitages 1977 zum Thema Bildung beginnt: „In den letzten Jahren ist die Entwicklung der Schule für Eltern, Lehrer und Schüler vielfach Anlaß für Verunsicherung und Besorgnis geworden. Das wollen wir ändern.” Der ÖVP-Schulsprecher, Abgeordneter Josef Gruber, ging in seinem Diskussionsbeitrag deshalb auch gleich auf die grundsätzliche Position der ÖVP in der Bildungspolitik ein. Ausgangspunkte für die Bildungspolitik der Volkspartei sind laut Gruber die Freiheit der Bildung, also die Ablehnung des staatlichen Bildungsmonopols; die Wahlfreiheit der Eltern, den Bildungsweg ihrer Kinder zu bestimmen; die Vielfalt des Bildungsangebotes und der freie Zugang zu allen Bildungsmöglichkeiten.

In diesem Sinne waren auch die zahlreichen Wortmeldungen zu verstehen, in denen sich Parteidelegierte entschieden gegen die Schule als Experimentierfeld für gesellschaftspolitische Ziele aussprachen.

Dr. Katschtaler aus Salzburg analysierte die gegenwärtige Situation aus seiner Sicht: „Das jetzige Elternrecht wird geschmälert, während der staatliche Anspruch auf das Kind wächst. Wenn es in der Schule um andere Dinge als um Menschen geht, wird sie eben unmenschlich.” Der Wiener Landtagsabgeordnete Zörner stieß in dasselbe Horn, wenn er erklärte: „Die ÖVP will keine Bildungspolitik, die die Person zu einem Objekt und einem Teil des Kollektives macht.”

Wesentliche Anhaltspunkte für eine Verbesserung der schulischen Gesamtsituation werden in der Resolution zusammengefaßt:

• Eine Bildungsreform dürfe sich nicht auf organisatorische Veränderungen beschränken. Maßnahmen der Organisation müßten vielmehr vom geistigen Ansatz einer inneren Reform der Schule geleitet werden.

• Die Volkspartei plädiert dafür, daß die gegenwärtige gesetzliche Höchstschülerzahl von 36 in einem Mehijahresplan schrittweise gesenkt wird.

• Wesentlicher Ansatzpunkt für eine Reform der Schule sei weiters die Verdeutlichung der Bildungspläne und die Modernisierung der Lehrpläne.

• Die Enttäuschung eines verschlossenen Berufsweges und die bittere Erfahrung, als Jugendlicher arbeitslos zu sein, müsse den jungen Menschen erspart werden. Dies müsse auch für die regional ungünstig gelegenen Gebiete des ländlichen Raumes gelten. Die duale Ausbüdung, also die Ausbildung in Betrieb und Berufsschule, sei deshalb auch für die Zukunft richtungweisend.

• Unter der Mitsprache von Eltern, Lehrern und Schülern müsse die Schule durch die Einführung der Fünftagewoche im Bereich der Pflichtschulen an den Lebensrhythmus der Gesellschaft herangeführt werden. Die Einführung der Fünftagewoche dürfe jedoch nicht dazu dienen, daraus eine verpflichtende Ganztagsschule abzuleiten.

• Die Schulreform müsse die Mitarbeit von Eltern, Lehrern und Schülern und deren praktische Erfahrung erfassen.

Unter dem Titel „Neue Wege für Österreich” hat der Bundesparteitag der ÖVP neben der Bildungspolitik auch Fragen der Gesundheit und der Einkommenssicherung behandelt Die FURCHE wird auf die beiden letzteren Themenbereiche in den folgenden Nummern zurückkommen.

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