Columbus und der Preis der Versöhnung

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Was Wilfried Stadler in einer Wühlkiste über Columbus lernte.

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Was Wilfried Stadler in einer Wühlkiste über Columbus lernte.

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Wer kennt nicht jene Aneinanderreihung von Zufällen, von der man im Rückblick sagt: Das kann kein Zufall sein! Von einer solchen Ereignisfolge will ich erzählen. Sie beginnt mit der Nachricht, dass Protestierende der „Black Lives Matter“-Bewegung in Boston ein Columbus-Standbild stürmten. Schon in den Tagen zuvor war es zu Aufmärschen vor den Denkmälern von Kolonisatoren gekommen.

Tags darauf kam ich an der Wühlkiste eines Antiquitätenladens vorbei, wo mir nach kurzem Blättern – ganz zufällig – ein Buch mit dem Titel „Segel der Hoffnung. Die geheime Mission des Christoph Columbus“ in die Hände fiel. Da meine Neugier schon geweckt war, erstand ich es sogleich um wenige Euros. Autor des 1972 erschienenen Werks: Simon Wiesenthal, jener Mann, der als Überlebender des Holocaust seine ganze Energie der Suche nach Nazi-Kriegsverbrechern gewidmet und maßgeblich an der Auffindung von Adolf Eichmann mitgewirkt hatte.

Der letztmögliche Emigrationstermin

Für Columbus interessierte sich Wiesenthal vor allem deshalb, weil dieser vermutlich aus einer konvertierten jüdischen Familie stammte und der Start seiner Entdeckungsreisen keineswegs zufällig in den Sommer 1492 fiel. Damals endete mit dem Fall von Granada gerade der maurische Einfluss in Spanien. Zugleich spitzte sich unter Königin Isabella die Verfolgung der Juden dramatisch zu. Wer unter dem Druck der Inquisition noch nicht zum Christentum konvertiert war, wurde zum Verlassen des Landes gezwungen. Letztmöglicher Emigrationstermin war genau jener Tag, an dem Columbus zu seiner ersten Entdeckungsfahrt aufbrach.

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