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Tiroler Schuldenrekordler
Während die Finanzsituation des Landes Tirol immer problematischer wird, geht die Zahl der überschuldeten Gemeinden zurück. Gab es vor zehn Jahren noch 24 Tiroler Gemeinden, die mehr als 80 Prozent ihrer laufenden Einnahmen für die Rückzahlung von Krediten aufwenden mußten, so waren es Anfang des Vorjahres nur noch deren acht. Im Durchschnitt gibt jede Tiroler Gemeinde 31 Prozent der Einnahmen für Schuldenabdeckung aus. Um so trister sieht es beim Land aus. Nur noch 8 Prozent der verfügbaren Mittel können im kommenden Jahr frei ausgegeben werden. 92 Prozent der Landesausgaben sind gesetzlich oder vertraglich vorgegeben. Mit einer Schuldenkopfquote von 3158 Schilling steht Tirol an der Spitze aller österreichischen Bundesländer.
In einer Zeit der anhaltenden Wirtschaftskrise mußte sich diese Entwicklung schließlich auch einmal in der Gestaltung des Haushaltsplanes auswirken.
Landeshauptmann Wallnöfer, im allgemeinen dem Schuldenmachen nicht abgeneigt, hat diesmal seinem Finanzreferenten, Landesrat Bas-setti, den Auftrag erteilt, ein ausgeglichenes Budget aufzustellen. So mußten also auf der Ausgabenseite radikale Kürzungen vorgenommen werden. Von der Beamtenwunsch-liste wurde 400 Millionen Schilling gestrichen. Weiters wurde gegenüber den, letztjährigen. Ansätzen eine 40prozentige Kürzung der Förderung!- und Baukredite verfügt. Überdies nahm man eine 15pro-zentige Kürzung der Sach- und Betriebsaufwände vor. Die Regierungsmitglieder und deren verwaltende Beamten erhielten dafür das Recht zu internen Umschichtungen. Dem Dienstpostenplan setzte man insofern Grenzen, als er nur noch um die gesetzliche Verpflichtungen von etwa 10 Prozent erweitert werden darf.
Tirols „Finanzminister“ sah sich also gezwungen, seine Budgetverbraucher auf den harten Boden der Realität zurückzuführen. Der Millionentaumel ist vorerst vorüber. Es reicht nur noch für das Nötigste, die Pflege finanzieller Privilegien muß vergessen werden und es wird von Vorteil sein, den Aufgabenkreis eines Landeshaushaltes neu zu überdenken.
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