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Tolerant und hilfsbereit

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Soviel Disziplin, soviel selbstverständliche Offenheit und Hilfsbereitschaft, soviel Sinn für vernünftige Ordnungen, für Toleranz und Rücksichtnahme waren neu — für die diensthabenden Feuerwehrleute von Schladming beispielsweise.

Zum Treffen der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Jugend Österreichs zu Pfingsten kamen nach Schladming 1.400 junge Aktivisten aus ganz Österreich und wenig Prominenz. Hier sei ein Name beispielhaft genannt: Pater Alois Kraxner, der Geistliche Assistent der Katholischen Aktion Österreichs und der Erzdiözese Wien sowie des Katholikentages 1983, war immer dabei — von Anfang bis Schluß.

Weiters hielten noch einige „Ehemalige” der Katholischen Jugend die Stange und waren zu den „Jugendgesprächen” bereit. Der neue „Jugendbischof” Egon Kapellan war Hauptgesprächspartner beim Forum „Kirche” und leitete den Gottesdienst am Pfingstsonntag. Präsident Eduard Ploier baute erfolgreich an der Brücke zwischen den Generationen; Bischof Alois Wagner engagierte sich im Forum „Internationales und Frieden”.

So waren es doch hauptsächlich Gespräche der jungen Christen untereinander. Und die haben sich in jeder Hinsicht gelohnt. Es war keine homogene Masse, nach jeder Richtung beliebig lenkbar, wenngleich man für jede Behauptung auch ein paar hundert Beifallspendende finden konnte. Einer der Gäste formulierte: „Ein Spiegelbild der Kirche” — was die Unterschiedlichkeit der Ausgangspunkte und der Realisierung von Christsein betrifft.

Und hier stellt sich die große Frage an die veranstaltende und einladende Katholische Jugend Österreichs: Wird es ihr gelingen, nicht nur für die unterschiedlichsten Tendenzen offen zu sein (was ja de facto die Kirche im gesamten auch tut), sondern die daraus resultierenden Spannungen auch fruchtbar werden zu lassen? Ist hier der Ansatz für die „neuen Wege”: aus der Vielfalt zu den Gemeinsamkeiten vorzustoßen — nicht zum „kleinsten gemeinsamen Nenner”, sondern zur (vom Geist des Auferstandenen gewirkten) Einheit? Kann Katholische Jugend hier einen neuen Weg zeigen — einen Weg, der beispielhaft, ja prophetisch ist für Kirche und Gesellschaft?

Schladming läßt hoffen — zwei Beispiele dafür: Der Friedenssehnsucht junger Menschen wird immer wieder unterstellt, daß sie ein illusionärer Wunsch ohne eigene Leistung sei. Wer in Schladming miterlebt hat, wie 1.400 junge Aktivisten miteinander, mit ihren unterschiedlichsten Auffassungen, mit ihrem Anderssein brüderlich, verstehend und um Konsens bemüht, umgegangen sind, müßte angesichts dieser Friedensgesinnung zum Nachdenken kommen.

Und wer Präsident Ploier im engagierten und ernsthaften Gespräch mit der kritischsten Teilnehmergruppe auf den Stufen der Dachstein-Tauernhalle sitzend beobachtet hat, kann'daran glauben, daß Brücken auch dort geschlagen werden können, wo man sich bisher in Entrüstung über „die anderen” gefallen hat.

Allerdings: Erst wenige sind zum Gespräch mit dieser Jugendgeneration bereit, erst wenige sind bereit, zuzuhören und mit der Macht ihrer Argumente verantwortlich umzugehen; erst wenige sind bereit, sich dem Gedanken zu öffnen, daß der Geist des Pfingst-festes auch in jungen Menschen am Werk ist und bereit, Neues zu schaffen.

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