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Wohin die Reise?

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Noch ist es zwar Winter, aber gerade dies ist ein günstiger Augenblick, um sich auf die Reisen des Sommers vorzubereiten. Die Benzinkrise scheint gebannt. Und somit sind Überlegungen, wohin eine Reise gehen soll, nicht absurd. Bücher über Länder und Reisen sind zu Dutzenden und Hunderten neu erschienen und geben einen guten Ratgeber ab, um an gemütlichen Winterabenden, in den Freizeitstunden der Wochenenden, künftige Reisepläne zu schmieden. Nur auf einige wenige dieser Rätgeber sei hingewiesen:

Da ist ein schönes Buch über den Bodensee im Schroll-Verlag mit vielen Bildern und gutem Text erschienen. Der Bodensee, das ist einer der kulturträchtigsten Winkel Europas, an dem drei Staaten ihren Anteil haben; er ist ein Wärmespeicher und in der Atmosphäre dieser Wärme gedeihen nicht nur der Wein, sondern auch Kunst und Kultur. Städte, Schlösser, Kirchen, Klöster geben Zeugnis von dieser Kultur. Es seien nur Namen wie Mersburg (wo die Droste lebte), Uberlingen, Niederbirnau, Salem, Konstanz und die Arenenburg, auf der der junge Napoleon III. aufwuchs, genannt.

Im berühmten Prestel-Verlag, berühmt nicht nur durch die Qualität, sondern auch durch die Ausstattung seiner Bücher, kam ein Werk über den Main heraus. Der Main fließt durch eines der kulturträchtigsten Gebiete Deutschlands. Bayreuth liegt in seinem Bereich, Bamberg und Würzburg, Veitshöchheim, Aschaffenburg, Hanau und schließlich Frankfurt, ehe sich der Main in den Rhein ergießt.

Die bekannte Wiener Journalistin Pia Maria Plechl hat vor einiger Zeit das große Erfolgsbuch „Traumstraßen Österreichs“ herausgegeben. Ein Titel, der einschlug und der den Süddeutschen Verlag veranlaßte, ein ähnliches Werk über die Traumstraßen Deutschlands herauszubringen. Auch dieses Werk ist prachtvoll illustriert. Es zeigt Straßen, die durch die schönsten Teile Deutschlands führen, so die Straßen der Weser, die Salz-Heide-Harz-Slraße, die Weinstraßen an der Mosel, am Rhein und in der Pfalz, die romantischen Straßen durch den Spessart und die Maingegenden und die Bergstraßen durch die Alpen. „Wozu ist die Straße da“, sangen in dem unvergeßlichen Film „Lumpazivagabundus“ die drei Landstreicher. „Zum Marschieren“ war ihre Antwort. Heute müßte man sagen: zum Durchfahren und immer wieder Stehenbleiben, um alle Glanzpunkte genießen zu können.

Doch begeben wir uns aus Deutschland hinaus in die weite Welt: über die jugoslawische Adriaküste kam im Schroll-Verlag ein ähnlich schönes Buch heraus wie über den Bodensee. Für den älteren Österreicher in gewisser Hinsicht doppelt schmerzlich: erinnert er sich doch beim Durchblättern , daß dieses einmalig schöne Land mit seiner sla-wisch-venetianischen Mischkultur einst zu jenem großen Reich gehörte, in dem auch er lebte. Er erinnert sich mit etwas Wehmut, daß vor 60 Jahren Dubrovnik auch noch Ragusa hieß, Kotor auch Cattaro,turen.

Im Prestel-Verlag kam neben dem Buch über den Main auch ein ebenso schönes Buch über Schweden heraus. Besonders hervorzuheben an diesem Buch die wirklich sehr umfassende Darstellung der Geschichte des Landes, von der der Mitteleuropäer kaum rnehr als den Tod des Königs Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen weiß.

Und zum Schluß ein Ausflug auf die Insel Mallorca, die östlichste der Inseln Spaniens. Bewohnt von Katalanen, überflutet heute vom Massentourismus Deutschlands und Österreichs. Auch hier wird sich der ge-schichtsbewußte Österreicher erinnern, daß diese Insel die letzte Bastion des Vaters Maria Theresias war, als er durch kurze Zeit versuchte, die Herrschaft in Spanien zu erlangen. Von der Burg Randa auf dieser Insel stammt einer der bekanntesten Historiker Österreichs, Prof. Alexander von Randa, Spezialist für spanische Geschichte. Sein Großvater war böhmischer Landmannminister in der alten Monarchie. Solche Karrieren machten spanische Granden in Österreich.

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