Ordensschule - © Foto: StefanLeitner.com

Ordensschulen: Schulen, die im Wandel bestehen

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Ordensschulen haben sich zu Orten des multikulturellen Lernens entwickelt. Ordensleute wirken hingegen kaum noch an ihnen. 30 Jahre nach der Gründung der „Vereinigung von Ordensschulen“ (VOSÖ) soll der Geist der Orden aber mehr denn je als Antwort auf die Herausforderungen der Gegenwart dienen.

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Ordensschulen haben sich zu Orten des multikulturellen Lernens entwickelt. Ordensleute wirken hingegen kaum noch an ihnen. 30 Jahre nach der Gründung der „Vereinigung von Ordensschulen“ (VOSÖ) soll der Geist der Orden aber mehr denn je als Antwort auf die Herausforderungen der Gegenwart dienen.

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Ein Film läuft im Unterricht. Jugendliche sind gefesselt. Sie verfolgen gespannt die Reise einer jungen österreichischen Klimaaktivistin in „Generation Change – Wer rettet die Welt“. Danach folgt eine Reflexion mit Experten von „Südwind Niederösterreich“ über die eigene Rolle im Kampf für das Klima. Ein paar Meter außerhalb der Schule engagiert sich zur selben Zeit eine weitere Klasse bei der Flurreinigung der Gemeinde. Unter dem Motto „Mein Beitrag zum Klima“ laufen an diesem Schultag Mitte März im Gymnasium Katzelsdorf ganztags Workshops. Anlass ist das „Klemensfest“, der Gedenktag des Schulpatrons Klemens Maria Hofbauer am 15. März.

Das 1887 gegründete Gymnasium Katzelsdorf ist eine ehemalige Redemptoristen-Schule und wurde 1997 als eine der ersten Bildungseinrichtungen von der „Vereinigung von Ordensschulen Österreichs“ (VOSÖ) übernommen. Ordensleute wirken hier im Schulalltag heute nicht mehr, dem Geist der Gründer will man dennoch treu bleiben. Das Gymnasium am Fuße des Rosaliengebirges im südlichen Niederösterreich ist bei weitem kein Einzelfall.

Vor 30 Jahren stand auf der einen Seite ein öffentliches Schulwesen, das um die geburtenschwachen Jahrgänge buhlte, den sinkenden Mitgliederzahlen bei den Ordensgemeinschaften gegenüber. Der Wettbewerb machte es den Orden zunehmend schwerer, ihre Schulen zu erhalten und gleichzeitig modern zu gestalten. Ordensfrau Cäcilia Kotzenmacher erinnerte sich im Rahmen einer Pressekonferenz an die schwierigen Anfänge mit langer und intensiver Überzeugungsarbeit und vielen Gesprächen – bis endlich das Jahr 1993 geschrieben wurde und der Startschuss für die VOSÖ fiel. Die Bildungseinrichtungen loszulassen, sei für viele Gemeinschaften ein Prozess gewesen. Der Auftrag an die VOSÖ wurde daher von Beginn an klar definiert: Das Ordens-Charisma sollte in den Schulen weiter spürbar bleiben, christliche Werte wesentlicher Bestandteil des Alltages sein und innovative Bildungskonzepte angeboten werden.

Insgesamt 70 Schulen, Kindergärten, Tagesinternate und Horte an 20 Standorten von 14 Ordensgemeinschaften werden heute in der VOSÖ zusammengehalten und machen die Vereinigung zum größten privaten Schulerhalter in Österreich. Verantwortlich ist er für rund 14.000 Kinder und Jugendliche.

Unverhandelbare Schulpastoral

Fragt man die Schülerinnen und Schüler nach dem „Ordens-Charisma“, muss am Klemens Maria Hofbauer Gymnasium in Katzelsdorf die Antwort nicht lange überlegt werden. „Es ist vorhanden“, erklärt ein Maturant. Das „Klemensfest“ etwa beschreibt er als einen „traditionsbehafteten Tag, der mit aktuellen Themen aufgefrischt wird“. Die Fest- und Feierkultur habe wesentlichen Anteil am Charakter – aber auch das Einlassen auf individuelle Bedürfnisse von Schüler(inn)n mit höherem Förderbedarf.

Das ist ganz im Sinne der VOSÖ-Verantwortlichen. Die klassische Klosterschule, wie sie in vielen Köpfen noch in Erinnerung sein mag, hat in den vergangenen Jahrzehnten einen deutlichen Wandel vollzogen. In die Gegenwart mitgenommen hat sie ihre Identität, die sich am Menschenbild der Bibel orientiert. Sie zu bewahren, gestaltet sich in Zeiten vielfältiger Krisen durchaus als Herausforderung. „Den Rotstift müssen natürlich auch wir ansetzen“, räumt Vorstandsvorsitzende Maria Habersack etwa mit Blick auf die Teuerung ein. Sparen will man aber nicht bei Personal oder Angebot, sondern vorrangig im infrastrukturellen Bereich.

Unberührt bleibt damit auch das Angebot der Schulpastoral. Für die VOSÖ ist es weit mehr als ein Alleinstellungsmerkmal. Rudolf Luftensteiner ist seit mehr als 20 Jahren in der Entwicklung der Vereinigung tätig. Als Laie hat er den Ordensleuten bewiesen, wie ihr Geist in Form von Pastoralteams und Dialog weitergelebt wird. Das habe sich vor allem in der Pandemie bewährt. Die Schulpastoral sei dabei eine wichtige Anlaufstelle für Sorgen und Anliegen gewesen

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