Wünsche - auch nach Ostern

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Auch in Zeiten wie diesen gibt es manchmal angenehme Überraschungen. So stand heute früh (ich schreibe diese Zeilen am Karfreitag) in einer westösterreichischen Tageszeitung als Headline zu lesen: "Aussöhnung mit den Protestanten". Mein Osterwunsch: Aussöhnung in der Weise, daß wir über die erste Stufe der Subjekt-Objekt-Beziehung hinauskommen (evangelische Christen sind zur Zeit die Objekte der römisch-katholischen Entschuldigung) und gemeinsam mit den anderen Christen im Lande das tun, was lebensfördernd ist.- Dazu ist eine Gedenktafel - mit der der Innsbrucker Bischof Alois Kothgasser auf die Protestantenvertreibungen aus Tirol hinweisen will - sicher nur ein erster, aber wichtiger Schritt. Sie macht öffentlich, daß in der langen Zeit der Gegenreformation Unrecht geschehen ist. Unrecht, das heute noch Auswirkungen auf unser Leben als Kirche hat.

Heute leben wir allerdings, ob evangelisch oder katholisch, über weite Strecken ein Leben, das mit Gott nichts zu tun hat. Wir erwarten für uns privat das Heil vom Geld und die Rettung von der Wirtschaft. Bestenfalls brauchen wir ein bißchen Esoterik auf unserem individualistischem Heilsweg, attraktive Angebote der Freizeitindustrie, und die Kirche vielleicht noch zur Garnierung der Lebenswenden: Geburt, Eheschließung und Tod.

Besinnung auf Gott und Umkehr zu ihm. Das wäre ein gutes Programm für die Zukunft. Doch das geht nur in Gemeinschaft. Für mich, als eine evangelische Frau in Tirol heißt das, nach einem Weg zu suchen, der aus der schmerzlichen Trennung der Kirchen herausführt, die Diskriminierung der Frau nicht länger toleriert, nationalistische Engführungen vermeidet und die Welt nicht länger in eine erste, zweite und dritte einteilt.

Einen Weg, auf dem wir aus der Erinnerung an die Vergangenheit lernen, aus Intoleranz herausfinden und eine Gemeinschaft von Menschen bilden, die sich bewusst ist, daß sie der ständigen Vergebung und Erneuerung bedarf.

Luise Müller ist Superintendentin der evangelischen Diözese Salzburg und Tirol.

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