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Englands Hilfe für Österreich
Die zu erwartende Einstellung der UNRRA brachte für Österreich eine kritische Lage. Unser Land mußte deshalb um eine Hilfe sich umsehen, die in kürzester Frist die notwendige Bedarfsdeckung für Ernährung, Landwirtschaft und Industrie im Kreditwege zur Verfügung stellen würde. In den USA hängt die Kreditgenehmigung von einem Beschluß des neugewählten Kongresses ab, der in seiner bisher kurzen Sitzungsperiode sich mit einem Beschluß noch nicht befassen konnte.
In dieser beengten Lage half die englische Regierung, die bekanntlich einen 10-Millionen-Pfund-Kredit zur Verfügung stellte und so die Initiative ergriff zur Ausführung eines Beschlusses der UNO, der die einzelnen Staaten nach Einstellung der UNRRA zur Hilfeleistung aufforderte. Die Mitteilungen, die uns von unterrichteter Seite über die Modalitäten der Geldverwendung zukommen, lassen einen großzügigen Plan erkennen. Alle jene Güter, die von Österreich weder direkt noch indirekt zum Erwerb von- Devisen verwertet werden können, also reine Verbranchsgüter sind, sollen als Hilfeleistung betrachtet werden; für ihren Aufwand ist keine Rückzahlung notwendig. Alles andere, was zur Beschaffung produktiver Werte, und also zur Erlangung ausländischer Devisen verwendet werden kann, gilt als Kredit. Dazu gehören hauptsächlich Rohmaterialien und Halbfertigprodukte, die im Veredlungsverfahren weiterverkauft werden. Der Verkaufspreis liegt meistens zwei- bis viermal über dem Einkaufspreis der zu verarbeitenden Ware. Die Art der Rückzahlung dieses Aufwandes wird zu einem späteren Zeitpunkt zwischen der englischen und österreichischen Regierung geregelt werden.
Der Verteilungsplan wurde auf Grund von Vorschlägen der Engländer und \merikaner in Zusammenarbeit mit der . österreiclihilfe der Vereinten Nationen“ im “und?skanzl““ramt und den Fachministerien '•••stgelegt. Eine wesentliche Begünstigung erfuhr Österreich dadurch, daß es die Ein-
kaufe in allen Ländern des Sterling b 1 o c k s durchführen kann, der Ankauf bestimmter Wa r e n wurde auch aus anderen Ländern gestattet. Für Österreich bedeutet diese Weite des Einkaufsgebietes eine große Erleichterung.
Nach dem Wegfall der UNRRA-Liefe-rungen werden jetzt zur Deckung der Ernährungslücke und zur Hebung der landwirtschaftlichen Produktion aus dem Kredit Fleisch, Fette und Hülsenfrüchte und für die Landwirtschaft Saatgut, Schädlingsbekämpfungsmittel und landwirtschaftliche Maschinen beschafft werden. Dafür steht ein Betrag von über vier Millionen Pfund zur Verfügung. Da es sich hauptsächlich um Konsumgüter handelt, ist der Aufwand für diese Einkäufe nicht zurückzuzahlen. An zweiter Stelle stehen die Bedürfnisse des Gesundheitswesens, der Energiewirtschaft, des Verkehrs und der I n-d u s t r i e. Für die Industrie sind jene Materialien zu bestellen, die im eigenen Land in der nächsten Zeit nicht in genügender Menge erzeugt werden können-, wie Rohgummi, Chemikalien, Hilfsstoffe der Konsumgüterindustrie und anderes mehr. Auch für diese Gruppe wurden über vier Millionen Pfund bereitgestellt. Hier handelt es sich zum Großteil nicht um Verbrauchsgüter, sie fallen daher auf das Kreditkonto und müssen bezahlt werden. Die restlichen eineinhalb Millionen stehen für einen Wollkredit zugunsten der österreichischen Textilindustrie zur Verfügung.
Es ist ein möglichst einfacher Zahlungsverkehr in Aussicht genommen. Die englische Regierung genehmigt das Jeweilige Einkaufsprogramm, worauf die österreichische Regierung sofort über den entsprechenden Betrag verfügen kann. Die Zahlung selbst geht über die englische und österreichische Nationalbank. Um direkte Verhandlungen führen zu können wurde eine Verbindungsstelle der „österreiclihilfe der Vereinten Nationen“ eingeschaltet.
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