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Die Leistung zweier Jahre

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Als Gesamtleistung für 1949 kann angenommen werden: Erbaute Wohnungen 5500 auf 150 Hektar Kirchenland, Ertrag kirchlicher Sammlungen 4 Millionen DM) Wert der Selbst- und Nachbarschaftshilfe 8 bis 10 Millionen DM. Die schon ganz beachtliche Leistung des Jahres 1949 wurde dann im letzten Jahr weit übertroffen: 1950 wurden bis 1. Juli 1950 11.629 Wohnungen gebaut und waren noch für 1950 2286 geplant. — Die größten vollendeten Bauleistungen weisen die Diözesen Köln mit 626 (noch im Bau 500), Bamberg mit 1007 fertigen Bauten, Münster mit 1280 und Freiburg i. B. mit 4025 fertiggestellten Wohnungen aus. Unter den 11.629 Wohnungsbauten dieses Jahres waren 1225 ausgewiesene Eigenheime: da im Jahre 1949 die Zahl der geschaffenen Eigenheime 1006 betrug, war in den zwei Baujahren allein an Eigenheimen eine Leistung von 2231 Eigenheimen erreicht worden. Die Verbindung zu den örtlichen Siedlergemeinschaften ist noch nicht überall aufgenommen und manche Angaben sind noch unvollständig, doch kann als gesichert angenommen werden, daß die Gesamtleistung für 1950 1 4.0 0 0 Wohnungen beträgt.

Der .erste Bundeswohnungsminister ist ein Mann der Freien Demokratischen Partei, der natürlich in der Hauptsache Leute seiner Richtung in sein Ministerium berufen hat. Diesem gegenüber steht der für die Wohnung des kleinen Mannes entscheidende Sektor der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft, in dem die SPD die Führung hat. Weder von der einen noch von der anderen Seite können die Katholiken eine sichere Förderung der familiengerechten Wohnung, der Eigentumsbildung von sozial schwachen Schichten und ihrer gerechten Auslastung im Wohnungswesen erwarten; jede Forderung muß mühsam erkämpft werden. Hiezu kommt noch ein erheblicher Mangel, da auf christlicher Seite nur wenige Vertreter vorhanden sind, die diese Materie fachlich ausreichend beherrschen. Hier setzte nun die Arbeit des überdiöze-sanen Katholischen Siedlungsdienstes ein. Er hat den Abgeordneten in Bonn wertvolle Unterlagen zugeleitet, und bei der Vorbereitung des ersten Bundeswohnungsgesetzes ist es ihm durch eine Unzahl von Verhandlungen, Gutachten und Denkschriften gelungen, gegen den SPD-Entwurf die Forderung der Sozialenzykliken nach der familiengerechten Wohnungsgröße und dem Eigenheim sowie die Anerkennung der Selbsthilfe der katholischen Siedler durchzubringen. Damit hat der Katholische Siedlungsdienst begonnen, seinem Grundsatz Geltung zu verschaffen, der da lautet: „Zur Lösung der Wohnungsnot genügt es nicht, daß wir sie caritativ durch einige katholische Siedlungen mildern, wir müssen grundsätzlich die Wohnungspolitik im Sinne der christlichen Sozialforderungen beeinflussen.

Im Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland fehlten 1945 als Folge der: ungeheuren Kriegszerstörungen und des Flüchtlingsstroms von 7Vs Millionen Menschen fünf Millionen Wohnungen. Heute hausen schätzungsweise 8 bis 10 Millionen Deutsche ohne richtige Wohnung. Das Jahr 1950 brachte nun die Fertigstellung von 296.000 Wohnungen. Davon beträgt der auf die katholischen Siedlungswerke entfallende Anteil knappe 4'/ Prozent, und man erkennt sofort an Hand dieser Zahlen, wie richtig die oben genannte Forderung des Katholischen Siedlungsdienstes ist. Trotzdem muß anerkannt werden, daß mit dem Bau von 14.000 Wohnungen durch die kirchlichen Siedlungswerke in den zwanzig deutschen Bistümern während des Jahres 1950 eine ganz große Leistung vollbracht wurde. Sie konnte aber nur erreicht werden durch eine große Gemeinschaftsleistung in den einzelnen Diözesen. In einem Aufruf des größten dieser kirchlichen Siedlungs werke, dem der Erzdiözese im Breisgau, heißt es daher auch: „W ohnungsnot ist Volksnot I Wir leiden alle darunter. Wir alle wollen sie beseitigen. Wir alle können sie auch beseitigen, wenn wir nicht klagen, sondern handeln. Mut, Energie, Initiative und vor allem Zusammenhalt bringen Großes fertig. Nicht warten, bis andere uns helfen. Selber darangehen I“ Und ein deutscher Bischof hat dazu die Parole ausgegeben: Wohnbau ist Dombau I

Trotz der bescheidenen Mittel, die der Kirche zu Gebote stehen, soll sich die Bautätigkeit der kirchlichen Siedlungswerke in diesem Jahre noch sehr wesentlich erweitern. Die Bilanz des kirchlichen Wohnungsbaues mit 21.500 Wohnungen seit Kriegsende — davon sind 70 Prozent Eigenheime — kann sich auf jeden Fall sehen lassen und kann nur zur Nachahmung empfohlen werden. Auch bei uns in Österreich.

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