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Schulbauten in Wien

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Ein gutes Schulwesen bedarf guter Schulgesetze, das heißt, einer Schulorganisation und einer Schulverwaltung, die den Notwendigkeiten der Zeit entsprechen, denn nicht für die Schule, für das Leben soll gelernt und erzogen werden. Gute Schulgesetze aber werden erst wirksam, wenn gut vorgebildete und von ihrem Beruf erfüllte Lehrer sie durchführen. Die Schulaufsicht muß vom gleichen guten Geiste wie die Lehrer erfüllt sein.

Aber auch das Schulhaus hat eine große Bedeutung. Einen Teil des Tages verbringen die Kinder im Schulhaus, in ihrer Schulklasse. Es ist gewissermaßen auch ihr Wohnhaus. Gesund wohnen, schön wohnen, in sauberen Räumen wohnen, wirkt sich fördernd für die Bewohner aus, so wie das schöne Schulhaus für die Schüler. Den Ländern und den Gemeinden obliegt die Sorge um den Sachaufwand für die Pflichtschulen, der Bund sorgt für die mittleren und höheren Schulen, die Pädagogischen Akademien und Hochschulen. Ein zweckmäßig erbautes und gut eingerichtetes, sauberes Schulhaus schafft Schülern und Lehrern jene Freude, die zu erfolgreicher

Arbeit eine gute Vorbedingung ist. In Österreich sieht man, wenn man durch das Land fährt, sehr viele neue, schöne Schulhäuser. Es ist klar, daß Wien mit seiner guten Schul- tradition alles unternimmt, um das Schulwesen zu fördern. In Wien gibt es keine Schulraumnot. Um dies richtig zu bewerten, muß daran erinnert werden, daß in den ersten zwei Jahren nach dem Kriege fast die Hälfte der Schulklassen Wechselunterricht hatte. Der Krieg hatte im damaligen Wien 36 Schulhäuser gänzlich zerstört, 68 schwer, 112 leichter beschädigt, nahezu 100 waren Spitäler, Ämter oder Unterkünfte für Besatzungstruppen und Flüchtlinge. Im Mai 1945 standen 918 Klassenzimmer in 102 Schulgebäuden zur Verfügung. Heute gehören diese Tatsachen der jüngsten Geschichte an, aber man soll nicht vergessen, was der Krieg alles angerichtet hat. Die Schulraumnot ist seit langem beseitigt. Der Stadtschulrat für Wien steht in engem und freundlichem Kontakt mit der Schulverwaltung der Stadt Wien, die sich mit dem Bau und der materiellen Ausgestaltung der öffentlichen Pflichtschulen in Wien be-faßt. Wenn wir einen Blick in den Jahresbericht des Wiener Stadtschulrates für die Zeit von 1963 bis 1965 machen, so lesen wir über den Stand der Schulbauten folgendes: „Seit de,m Jahre 1945 wurden von der Stadt Wien 25 Schulneubauten mit insgesamt 263 Klassenzimmern errichtet. In diesen Gebäuden befinden sich außerdem 12 Physiksäle, 10 Schulküchen, 24 Turnsäle und 74 spezielle Unterrichtsräume, wie Zeichensäle, Musik- und Lichtbildzimmer, Werkstätten für Knabenhandarbeit und Säle für Mädchenhandarbeit. Nur fünf der Schulneubauten liegen im Stadt- innern, alle übrigen am Stadtrand. Darüber hinaus entstanden — ausschließlich in den Außenbezirken — 13 Pavillonbauten mit

38 Klassenzimmern und zwei Turnsälen. Weitere sechs Pavillons mit 18 Klassenzimmern stehen im Gebiet des heutigen Nieder- östeirreich.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befinden sich fünf Schulhäuser mit 70 Klassenzimmern, fünf Physiksälen, vier Schulküchen, sieben Turnsälen und 26 speziellen Unterrichtsräumen im Bau. An der Planung von neun Schulneubauten mit 96 Klassenzimmern, zwei Physiksälen, einer Schulküche, neun Turnsälen und 22 speziellen Unterrichtsräumen wird derzeit gearbeitet. Von diesen 14 Schulneubauten werden zwei Bauvorhaben unzulänglich gewordene Schulhäuser ersetzen und zwölf Projekte zusätzlichen Raumbedarf decken.“

Der Schulneubau hat vor allem die Aufgabe, neuen Schulraum zu schaffen, wo er benötigt wird, oder an die Stelle alter Schulgebäude neue zu setzen. In Wien gibt es Bezirke, die ständig an Bewohnern abnehmen, das sind vor allem die inneren Bezirke, aber die äußeren Bezirke, in denen viele neue Wohnhäuser errichtet werden, benötigen natürlich auch neue Sdhulhäuser, und wenn man sich heute mit der Großifeldsiedlung nördlich der Donau befaßt, die in einigen Jahren entstehen soll, dann müssen die Schulgebäude in die Planung einbezogen werden. Werden die Wohnungen besiedelt, dann wachsen die schulpflichtigen Kinder heran, aber nach längerer Zeit wird die Zahl der Schüler aus diesen neuen Wohnhäusern zurückgehen. Anderswo allerdings würde man den Schulraum benötigen. Von den Neubauten, die in letzter Zeit eröffnet wurden, sei auf die Schule In der Krim und auf die auf dem Enkplatz verwiesen. Zu den Gebäuden, die immer wieder von Ausländern besucht werden, gehören die Schule für Körperbehinderte in der Wäh-

ringerstraße mit den modernen Einrichtungen zur Heilung der kranken Kinder und das III. Zentralberufsschulgebäude in der Längenfeldgasse. Im Laufe des kommenden Schuljahres werden weitere Schulhäuser eröffnet werden. Mit dem Beginn des Schuljahres 1966/67 werden zehn Schulhäuser von den Schülerin des neunten Schuljahres bezogen werden. Zwei Gebäude sind besonders bemerkenswert, die Schulhäuser in der Vorgar tenstraße und in der Hainburgerstraße. Zwei alte Gebäude, die so umgestaltet wurden, daß sie neuen Häusern gleichen.

Die Modernisierung der alten Volks-, Haupt- und Sonderschulen ist ein sehr wichtiger Beitrag zur Erneuerung des Wiener Schulwesens. Den Plan hierzu faßte Stadtrat Hans Mandl, und er konnte während der Zeit seines Wirkens diesen Plan fast durchführen. Die modernisierten Schulhäuser sind wohl alte

Gebäude, aber mit allen Möglichkeiten eines neuen Schulhauses ausgestattet. Es gibt natürlich auch alte Schulgebäude, deren Generalrenovierung sich nicht mehr lohnt. Man wird sie abreißen und durch neue ersetzen. Wien hat auch viele höhere Schulen, für die der Bund zuständig ist. Eine Reihe schöner Schulgebäude ist errichtet worden, wie das in der Billrothstraße, das in der Ettenreichgasse und das Mädchenrealgymnasium in Floridsdorf, das heuer im Herbst bezogen werden wird. Es bleibt aber noch vieles zu tun übrig, vor allem ist der Bau einer Pädagogischen Akademie notwendig, die Vergrößerung der bestehenden alten Gebäude und die Verlegung einer Reihe von höheren Schulen aus den inneren Bezirken in die äußeren, von denen zwei, der XXIX. und der XXIII., keine allgemeinbildende höhere Schule besitzen. Besondere Aufmerksamkeit muß auch den höheren technischen Lehranstalten zugewendet werden.

Ausgaben für die Schulhäuser wird es immer geben, aber diese Investitionen für unsere Kinder, für eine gute berufliche Ausbildung sind Geldmittel, die gut angelegt sind.

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