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Was ist eine Werkzeitung?

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Diese Firmenpublizistik hat somit eine ökonomische und soziale Funktion — Wirtschaftsförderung und soziales Denken sind keine Gegensätze, sondern ergänzen einander in engster Wechselwirkung — und verdient daher ein Wort der Publizistik.

Werkzeitung nennt man eine Publikation, die in regelmäßiger Erscheinungsfolge dazu dient, die Angehörigen eines Unternehmens mit den Problemen der Unternehmensführung vertraut zu machen. In anderen Worten: Die Werkzeitung dient zur Verbreitung jener Information unter den Mitarbeitern, die der Chef für zweckmäßig hält: Sie soll ein Sprachrohr des Unternehmens sein, das ehrlich und offen zu Problemen Stellung nimmt, die die Betriebsangehörigen beschäftigen. Dazu gehören auch die sogenannten „heißen Eisen“, das heißt Fragenkomplexe, die im Betrieb Gesprächsstoff werden, weil man die ihnen zugrunde liegenden Situationen unangenehm empfindet und an ihnen einen Anlaß zum Protest sieht, ohne hinreichend kon-ykretevAuhaltsyunkte zu direkter Intervention bei der Betriebsführung zu haben. Hier hat nun die Leitung des Unternehmens in der „Werkzeitung“ ein Instrument der „Entschärfung“ in der Hand, mit dem sie unter anderem auch die psychologischen Voraussetzungen zur Bereinigung von Angelegenheiten schaffen kann, die das Betriebsklima störend beeinflussen. Gewiß sollen und müssen auch die Betriebsangehörigen in der Werkzeitung zu Worte kommen — trotzdem soll diese aber kein Organ der Mitarbeiter, sondern ein solches des Unternehmens sein. Gerade das erzieherische Potential einer guten Werkzeitung sollte in diesem Zusammenhang nicht unterschätzt werden. Auch zur Schaffung der sogenannten „Querverbindung“ (zur Information zwischen den einzelnen Abteilungen) im Betrieb dient die Werkzeitung. Es ist nicht uninteressant, zu bedenken, wie wenig im großen und ganzen die einzelnen Abteilungen eines Betriebes beziehungsweise eines Unternehmens voneinander wissen. Hier gibt es hinreichende Ansatzpunkte für die „Werkzeitung“.

Nach Mitteilung des „Verbandes der Werkschriftleiter“ gibt es gegenwärtig in Österreich etwa 60 Werkzeitungen, von denen 50 auf die Privatwirtschaft und etwa 10 auf die verstaatlichte Industrie entfallen dürften.

Werkzeitungen erscheinen kostenlos, und das soll auch so sein! Der einzelne Mitarbeiter ist hinreichend an dem Betrieb, in dem er arbeitet, interessiert, um seine Werkzeitung auch dann zu lesen, wenn sie nichts kostet.

Das Argument: „Zeitschriften, die nichts kosten, werden nicht gelesen“, kann jedenfalls im Hinblick auf die Werkzeitungen außer acht gelassen werden. Gut gemachte Werkzeitungen werden gelesen; von den Betriebsangehörigen zu verlangen, für eine Information zahlen zu sollen, deren auslösendes Element sie selbst sind, ist nicht zumutbar. Im Gegenteil: Mitarbeiterbeiträge sollen honoriert werden — sie werden es auch in vielen Fällen. Dadurch wächst nicht nur das Interesse an der Werkzeitung, sondern auch am Werk.

Was ist eine Kundenzeitung?

Einen ganz anderen Zweck erfüllt die Kundenzeitung, man versteht darunter eine Publikation, die in regelmäßiger Erscheinungsfolge dazu dient, einen bereits vorhandenen Kundenkreis laufend über die Vorteile des Unternehmens zu unterrichten und so den gegenseitigen Kontakt auch außerhalb der Umsatztätigkeit aufrechtzuerhalten; ferner durch indirekte Werbung den Kundenkreis zu erweitern. Ersteres ist klar, letzteres heißt den Firmennamen im Zusammenhang mit den Waren und Dienstleistungen der Firma einem möglichst großen Kreis von potentiellen Käufern so nahe zu bringen, daß dieser Name, in Verbindung mit bestimmten Erzeugnissen beziehungsweise Diensten, von immer mehr möglichen Käufern gedacht wird, ohne Inanspruchnahme eines Einhämmerns durch direkte Werbung. Zum Beispiel kann durch das Aufliegen einer Kundenzeitschrift im Wartezimmer eines Arztes oder eines Rechtsanwalts die Aufmerksamkeit des dort Wartenden erregt und an den Gegenstand gefesselt werden, zumal dieser im Augenblick ja nichts anderes zu tun hat und diese Ablenkung sogar begrüßen wird. Unbewußt für den so durch eine Kundenzeitung Angeregten wird hier geworben.

Es gibt zwei Gruppen von Kundenzeitungen: Die eine richtet sich an den Wiederverkäufer, die andere an den Konsumenten. Ein typisches Beispiel für erstere ist die Kundenzeitschrift „BP-Familie“ — eine für Tankstellenwarte, Tankstellenpächter und Tankwagenführer herausgegebene Publikation — für letztere die Zeitschrift „SPAR“ oder die von Bäckern herausgegebene Zeitschrift „Lukullus“. Die erste Gruppe spricht demnach alle im Rahmen eines bestimmten Unternehmens beziehungsweise Konzerns wirkenden mitarbeitenden Kunden an, die zweite Gruppe richtet sich vornehmlich an die Hausfrauen, die ja für die Ausrichtung des Konsums wesentlich bestimmend sind. Natürlich wenden sich auch Kundenzeitungen an letztere. Hier werden Ratschläge erteilt, Rezepte gegeben, mit einem Wort, es wird dem entsprechenden Kundenkreis der entsprechende Kaufmann zugetragen und der besondere Wert gerade dieses Kaufmanns im Verhältnis zu gerade diesen Kunden hervorgehoben. Dadurch will man den Kunden an den Kaufmann binden — ohne daß dieser gleich die Absicht merkt und verstimmt wird. Man spricht in diesem Zusammenhang von „subkutaner Werbung“.

Die „dritte Möglichkeit“

Die dritte Möglichkeit — eine Mischung zwischen Werk- und Kundenzeitung — wurde eingangs erwähnt. Aus dem bisher Gesagten ergibt sich jedenfalls, daß eine Zusammenlegung des Mitarbeiter- und Kundenaspekts nicht zweckmäßig erscheint, womit nicht gesagt sein soll, daß es nicht bestimmte Unternehmen geben kann — zum Beispiel gerade auf dem Dienstleistungssektor —, die eine solche Zusammenlegung sehr gut vertragen können: Wo wir Kunden- und Mitarbeiterinformationen nicht scheiden, sondern sogar parallel verlaufen lassen müssen, denn das Interesse des Kunden an jenen Menschen, die ihm ein Service geben, ist zweifellos größer als an jenen, die eine Ware produzieren, kommt er doch mit ersteren in unmittelbare Berührung — und umgkehrt.

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