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Ohne Zweifel hat das Konzil die Laien zu mehr Mitverantwortung aufgerufen. Die katholische Kirche sieht sich nicht mehr zuerst als Kleruskirche, sondern als Volk Gottes. "Unter allen Gläubigen besteht auf Grund ihrer Wiedergeburt in Christus eine wahre Gleichheit in ihrer Würde und Tätigkeit", so sagt das Kirchenrecht, und spricht dann, bevor es von den geistlichen Amtsträgern handelt, von den Pflichten und Rechten aller Gläubigen und der Laien. In der Liturgie sind sie nicht mehr nur Zuhörer, sondern zu tätiger Mitfeier aufgefordert. Das wieder entdeckte synodale Wesen in der Kirche drückt sich in Gremien aus, in denen auch Laien Sitz und Stimme haben. Glaubenssätze erwarten Laien nicht nur "von oben", sondern haben durch ihren "Glaubenssinn" sogar an der Wahrheitsfindung mitzuwirken.

Vieles davon war neu. Die Verwirklichung forderte einen Lernprozess bei Priestern, die um ihre Vormachtstellung bangten und bei Laien, die nun von einer "Laienkirche" träumten. Dieses Dilemma wollten manche salomonisch lösen: die Priester hätten ihren Platz beim Altar, die Laien aber draußen in der Welt. Übersehen wurde, dass die Verantwortung für die Welt der Kirche insgesamt, nicht aber nur den Laien aufgetragen ist, und dass erst aus der gemeinsamen Feier der Sakramente die innere Kraft zum rechten Weltdienst kommt. Ist doch die Kirche in Christus gleichsam das Sakrament, also Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.

Der Platz der Laien ist auf Grund von Taufe und Firmung also mitten in der Kirche, in voller Mitverantwortung. Und es wäre falsch, ihnen einseitig die Verantwortung draußen in der Welt zu übertragen, und sie durch Weisungen dann doch wieder an die klerikale Leine zu nehmen.

Weihbischof Krätzl erlebte das II. Vatikanum als Konzilsstenograf.

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