Ein Ort der Stille und der Harmonie

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Die steirische Benediktinerabtei Seckau präsentiert heuer die sehenswerte Ausstellung "Die Welt der Mönche".

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Die steirische Benediktinerabtei Seckau präsentiert heuer die sehenswerte Ausstellung "Die Welt der Mönche".

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Ursprünglich hätte die steirische Landesausstellung dieses Jahres in Knittelfeld und im Stift Seckau stattfinden sollen. Doch dann meinte man, die Themen "Verkehr" und "Schätze der Romanik" paßten nicht zusammen. So wurde Seckau mit einer Geldsumme abgefunden (die bis heute nicht vollständig angewiesen ist), doch was ein Unglück hätte sein können, wurde durch das Geschick der Seckauer selbst zu einem Glücksfall. Unter dem Titel "Die Welt der Mönche" präsentiert sich die Benediktinerabtei selbst als Hauptdarsteller, statt nur Rahmen für ausgeliehene Kunstwerke zu sein.

Ein Weg durch 14 Stationen erschließt dem Besucher die besondere Atmosphäre dieses spirituellen Zentrums der Obersteiermark. Die Arkaden des Innenhofes strahlen ruhige Würde aus, vom Brunnen in seiner Mitte wurde die alpenländisch wirkende Laube entfernt. Das Ergebnis ist die Idee des Marktplatzes einer Renaissancestadt. Die eigentliche Ausstellung beginnt mit einer Dokumentation der Baugeschichte. Eindrucksvolle Bilder zeigen den eingestürzten Westturm, der Ende des 19. Jahrhunderts durch Türme im neoromanischen Stil ersetzt wurde. Zum ersten Mal sind in dieser Ausstellung Teile der Klausur geöffnet. Zwei Zellen, eine von 1924, die andere aus der Gegenwart, künden vom einfachen, kontemplativen Leben der Mönche.

Doch dem Wahlspruch der Benediktiner gemäß, dem "Ora et labora" (Bete und arbeite), ist das Kloster auch ein Wirtschaftsfaktor. Die Internatsschule ist berühmt, Größen aus Wirtschaft, Kunst, Wissenschaft und - seit heuer - auch dem Sport sind Absolventen des Gymnasiums. Dokumentiert sind auch die bekannte Goldschmiede, die Werkstatt zur Restaurierung alter Möbel, die Bäckerei, und die Schnapsbrennerei, deren Produkte mit Preisen bedacht sind.

In Seckau hat man dem Wahlspruch der Benediktiner als drittes Gebot, das "Lege" (Lies), hinzugefügt. Die Bibliothek zeigt Kostbarkeiten kontrastiert mit moderner Literatur. Auf seiner Wanderung durch das Kloster betritt der Besucher den Kreuzgang: Ein Ort der Stille und Harmonie umgibt ihn. Was auf den ersten Blick wie eine ungemähte Wiese aussieht, ist tatsächlich ein Alpengarten mit nicht weniger als 450 (!) verschiedenen Pflanzen. Ein Pater pflegt ihn liebevoll und schneidet Abgeblühtes mit einer Schere, um kostbaren Nachwuchs nicht zu zerstören.

Aus diesem blühenden Paradies kommt man in eine Halle, ganz aus Holz gebaut und temporär in einen Hof eingefügt. Hier taucht man in die Klangwelt des Gregorianischen Chorals ein, der von den Mönchen besonders gepflegt wird. Zwei Versammlungsräume innerhalb der Klausur sind das Refektorium und der Kapitelsaal. In letzterem werden in demokratischer Abstimmung mittels weißer und schwarzer Kugeln Entscheidungen gefällt. Auf einer Tafel liest der Besucher Sätze aus der Ordensregel über den Umgang mit Menschen voll der Weisheit und von ungebrochener Gültigkeit. Im Refektorium nehmen die Mönche schweigend ihre Mahlzeiten ein, doch wird dazu vorgelesen, um auch den Geist zu nähren. Da wechseln wissenschaftliche Bücher mit erbaulichen Werken und Erörterungen von Tagesereignissen.

Den Abschluß des Rundganges bildet der Besuch der Basilika. Der Blick wird vom romanischen Kreuz im Altarraum angezogen, streng und feierlich wölbt sich die Decke des Mittelschiffes, getragen vom Stützwechsel von Säulen und Pfeilern. Das Habsburger-Mausoleum in prächtiger Hochrenaissance bildet den Kontrast. In der Bischofskapelle blicken die Porträts jener Bischöfe von den Wänden, die vor 1590 hier gewirkt hatten. Auftraggeber dieser Bilder war Bischof Martin Brenner, der in der Steiermark die Gegenreformation durchführte. Ein abschließender Besuch der von Herbert Boeckl gestalteten Engelkapelle führt in die Gegenwart zurück, mit der die Benediktiner immer verbunden waren.

Täglich bis 26. Oktober

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