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Der Graben wird breiter
In den Maitagen, da diese Zeilen geschrieben werden, erleben die skandinavischen Länder einen sowjetischen Reisestrom ohne Beispiel: Außenhandelsfachleute, Techniker, Wissenschaftler, Politiker, hohe Vertreter der russischen Kirche, Lehrer, Studenten, Jugenddelegationen, Schriftsteller, Ballettänzerinnen und Einheiten der sowjetischen Kriegsflotte besuchten in einem kurzen Zeitraum die kleinen demokratischen Länder im Norden Europas! Die Ursachen dafür sind leicht erkennbar:
Die fast völlige Erfolglosigkeit aller Bemühungen um eine Verbesserung des Verhältnisses zur Ländergruppe der EWG hat den Boden für eine sowjetische Charme-Offensive großen Stils vorbereitet, eine Offensive, die im Juni durch den Besuch Chruschtschows in Dänemark, Norwegen und Schweden ihren Höhepunkt erreichen soll.
Man kann annehmen, daß man vor allem in Bonn diese Entwicklung mit Bedauern und steigender Unruhe verfolgt. Es fehlt nicht an Ver-
Sicherungen des deutschen Verständnisses für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der drei kleinen EFTA-Länder, die ihre Ausfuhr in den EWG-Raum gefährdet sehen. Die Spitzen der deutschen Industrie, Außenminister Schröder, der westdeutsche Handelsminister und Professor Erhard selbst, haben in den letzten zwölf Monaten Skandinavien besucht und dort ausgezeichnete Reden gehalten. Ausgeblieben ist nur die praktische Tat, die das Aufkommen von Handelshindernissen verhindert hätte.
Auch Dänemarks Außenhandel setzt immer wieder neue Hoffnungen auf deutsche Fürsprachen in Brüssel — und wird immer wieder vom neuen enttäuscht. Tief resigniert mußte Außenminister Haek-kerup zugeben, es sei... „keine reale dänische Politik, noch weiterhin auf ein Übereinkommen mit der EWG in überschaubarer Zeit zu rechnen!“
Der Eierkrieg
. Ein Musterbeispiel dafür, wie man von EWG-Seite die kleinen Länder im Norden immer wieder vor den Kopf stößt, ist das Spiel um die Eierausfuhr Dänemarks, einen sehr wichtigen Posten der dänischen landwirtschaftlichen Ausfuhr.
Durch eine lange Reihe von Jahren war Westdeutschland der wichtigste Abnehmer dänischer Eier. In den letzten Monaten ging die dänische Ausfuhr katastrophal zurück. Durch Beschlüsse in Brüssel war Deutschland gezwungen, jedes Kilogramm aus Dänemark eingeführte Eier mit einer Sonderabgabe von 25 Pfennigen zu belegen. Die Lage wurde für die Produzenten so alarmierend, daß Staatsminister Krag bei seinem Besuch in Moskau sehr viel Mühe darauf verwenden-mußte, die Russen
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