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KAISER MAXIMILIAN I. TEUERDANK. Die Geferlichkeiten und eins Teils der Geschichten des löblichen streitbaren und hochberümbten Helds und Ritters Herr Teurdanks. Hrsg, und Nachwort Helga Unger. Winkler-Verlag, München. 349 Seiten, 20 Illustrationen, DM 18.80.

Maximilian I. ist wie Karl der Große und Friedrich Barbarossa im Bewußtsein der neueren Zeit lebendig geblieben. Seine Person übt noch heute, 450 Jähre nach seinem Tod, besondere Faszination aus.

Unter den vom Kaiser geplanten Werken zur Selbstdarstellung ist einzig der „Teuerdank“ zu Lebzeiten des Herrschers vollendet worden; Maximilian übergab ihn seinem Enkel Karl in Brüssel als eine Art Lehrbuch. Die Entstehung hatte der Kaiser ständig überwacht; wie bei der großen lateinischen Autobiographie und den beiden Versepen „Freidal“ und „Weisskunig“ erstreckten sich seine Weisungen nicht nur auf Inhalt und Disposition, er trug auch selbst mit Diktaten bei. Aus seinen Gedenkbüchern geht hervor, daß das Werk aus dem unvollendeten „Freidal“ herausgewachsen ist. Ursprünglich war es wohl mit „Freidal“ und dem ebenfalls unvollendeten „Weisskunig“ als Gesamtwerk konzipiert worden. Mit der Redaktion waren nacheinander Sigmund von Dietrichstein, der Silberkämmerer Maximilians, Marx Treitzsaur- wein, sein Geheimsekretär, und schließlich Melchior Pflnzing, Propst von St. Sebald in Nürnberg, betraut worden. Auf letzteren geht die endgültige Fassung des Werkes zurück. Der „Teuerdank“ ist ein Ritterepos in Versform, die darin enthaltenen, zum Teil auf Maximilians Leben basierenden Personen und Ereignisse sind allegorisch eingekleidet und haben beispielhaften Charakter. Im Zentrum steht, wie auch beim „Freidal“, Maximilians Brautfahrt zu Maria von Burgund. Die chronologische Reihenfolge der Ereignisse wird teilweise aufgelöst. In einer Rückwendung zum Mittelalter wird ’ der Minnedienst des Helden Teuerdank (Maximilians) an Ehrenreich (Maria) als Weg zur ritterlichen Vollkommenheit dargestellt, ein Weg, der von den Mächten des Bösen bedroht ist und auf dem sich der Held durch ehrenvolle und mutige Taten bewähren muß.

Das einzig vollendete literarische Werk des Kaisers (er hatte insgesamt 130 Bücher herausgeben wollen) wurde auch das weitest verbreitete, ungeachtet der von späteren Gelehrten ausgehenden Bemängelungen. Die vorliegende Ausgabe, die es verdienstvoller Weise der Öffentlichkeit zugänglich macht, folgt dem genauen Wortlaut des Textes von 1517. Zugunsten leichterer Lesbarkeit wurden jedoch Eingriffe vorgenommen in die Orthographie und die stark mundartliche Prägung, wobei aber die Lautstruktur dieses frühneuhochdeutschen Werkes möglichst weitgehend erhalten wurde. 20 Illustrationen wurden übernommen (im Anhang vermißt man einen Hinweis auf die Künstler).

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