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KÖNIG FREDERIK/GEBURTSTAG AUF SCHLOSS AMALIENBORG
Die Dänen sind ein altes Seefahrervolk. Das Land ist klein, halb so groß wie Oesterreich, aber „un pays qui touche ä la mer n’est jamais petit” — „ein sLand, das ans Meer grenzt, ist niemals klein”, sagte Leopold II. von Belgien. In König Frederik IX., der gerade sechzig Jahre alt geworden ist, spiegelt sich der Nationalcharakter Dänemarks. Ein Hüne, gebaut wie ein Schrank, mit kräftigen Händen, überragt er alle anderen um einen Kopf. Stünde er auf der Kommandobrücke eines Schiffes, man glaubte ihm den Kapitän. Stünde er im Ring — man glaubte ihm auch den Athleten. Alles an ihm ist echt, alles natürlich. Dabei ist er musisch veranlagt, liebt vor allem Wagner, ist oft in Bayreuth. Im Mai 1950 dirigierte er das dänische Rundfunkorchester bei einer Generalprobe zu Beethovens „Eroica” — er zog sich dabei eine Sehnenzerrung im Arm zu. Leidenschaftlich gerne segelt er, fährt Lokomotive, eine Neigung, die auch König Boris hatte. Frederiks Farbphotos dänischer und italienischer Landschaftsmotive genießen hohen Rang. Sein starker und kräftiger Lebensstil, seine Ritterlichkeit, machen ihn ungeheuer populär. In einem anderen Sinne freilich als jenem, der allenthalben im Schwange ist. Den Illustrierten bietet dieser natürliche Mann mit dem vorbildlichen Familienleben keinen Stoff. „Kong Frederik”, sagen die Dänen, „ist in Ordnung.” Und das heißt bei diesem bedächtigen, allem Uebermaß abholden Volk von Kleinbauern, Arbeitern und Seeleuten viel. Die frische Wesensart Frederiks, dem alles Müde und Widerstandslose fremd ist, läßt ihn nie das Zeremoniell gequält mitspielen. Darum sinkt der Stimmungspegel seiner Untertanen nie auf Null. Der König zieht zwar nicht die kommenden Jahrhunderte in den Dunstkreis der Sorgen, um so entschlossener befaßt er sich mit dem nächsten Tag und seinen konkreten Aufgaben.
König Frederik, geboren am 11. März 1899 auf Schloß Sorgenfrei, ist der älteste Sohn Christians X. (Regierungszeit 1912 bis 1947) und der Königin Alexandrine, einer geborenen Herzogin von Mecklenburg, Sein Bruder Knud, geboren 1910, war Erbprinz, bis die 1953 Unterzeichnete neue Verfassung die bis 1853 geltende kognatische Erbfolge wieder in Kraft setzte. Dadurch ist Prinzessin Mar- grethe Thronfolgerin geworden. Die beiden anderen Schwestern sind die Prinzessinnen Benedikte und Anne-Marie. Seit 1935 ist der König mit der Prinzessin Ingrid von Schweden (geboren 1910) verheiratet, Tochter König Gustavs VI. und seiner verstorbenen ersten Gemahlin Prinzessin Margrethe von Großbritannien und Irland. Um seinen Vater Christian zu entlasten, übernahm er bereits als Kronprinz, nach seiner Ausbildung zum Seeoffizier, einen Teil der repräsentativen Verpflichtungen. Er erfüllte sie pünktlich, fand aber noch Zeit zu umfangreichen Reisen, die ihn bis China führten. Dann, nach des alten Königs Tod am 20. April 1947, bestieg er den Thron und zeigte die gleiche Kraft eingeborenen Herrschertums.
Schon früh beginnt der königliche Alltag auf Schloß Amalienborg. Die öffentlichen Audienzen finden dagegen in kurzen Zwischenräumen auf Schloß Christianborg statt; es herrscht da stets eine freundlich wirkende, wache Bereitschaft, jedem Wunsche, jeder Vorbringung mit Interesse zu begegnen. Jedermann, der etwas Vernünftiges und Angemessenes vorzubringen wünscht, so heißt es, hat die Möglichkeit, mit dem König zu sprechen. Die Dänen machen fleißig davon Gebrauch.
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