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Sparsteuer-Paradies

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Es geht mich zwar an, trotzdem sage ich meine Meinung! Ich bin nämlich ein getroffener Betroffener. Sie haben es erraten: Ich rede über das „Sparpaket”. Und das selbst dann, wenn ich mir das ganze ruhig „ersparen” könnte.

Ich hätte einige, zwar leicht beschädigte, doch immer noch ganz gut brauchbare Anregungen, mit deren Hilfe wir uns zwar nicht schneller zum Sparziel, aber zumindest langsamer vom Fleck bewegen können.

Wozu sollte, bitte, das gut sein?

Ich weiß es nicht.

Damit habe auch ich die vordergründigen Hintergründe meines, allerdings zutiefst menschlich-persönlichen, Regierungsprogramms, gemeinsam mit einer neuen Donaubrücke in Linz und zwei Festspielen in Gramatneusiedel, eröffnet.

Hier mein Spar-Krampf:

■ Das Jugendministerium wird zum „Sparefroh-Ministerium” umbenannt.

■ Der Weltspartag wird auf 364

Tage im Jahr ausgeweitet; nur am 31. Oktober muß - mit dem Weg zur Bank - nicht gespart werden.

■ Die Spareribs werden zum Nationalgericht erkoren.

■ Die Zahl der, vor allem für die Betroffenen, lebensnotwendigen Staatssekretäre wird verdoppelt; im Gegensatz dazu gibt es keine Obergrenze für neue Ministerien mehr.

■ Die Auf- und Bezüge in den oberen Kammer-Etagen werden eingefroren und am Reumannplatz dem Tichy übergeben.

■ Die Kammerzwangsmitgliedschaft wird für alle erwachsenen und trotzdem reifen Österreicher für solche in örtlichen Sparvereinen umgewandelt.

■ Die Fahrtkosten für alle noch lebenden ehemaligen österreichischen UN-Generalsekretäre zur Jubiläumsveranstaltung nach New York wird eingespart; da es alle betrifft, braucht sich Waldheim nicht zu kränken.

■ Die Ordnungs-Hüter meines Bruders erhalten statt Amtskappeln das Kainsmal.

Trotz dieser und ähnlicher, weder wohldurchdachten, noch gemeinten Sparvorschläge gibt es immer noch zahlreiche Sparmuffeln. Selbst in

Politik und Verwaltung:

■ „Grüne”-Politiker verlangen für alle durchreisende Ausländer, die sich ohne Unterbrechung eine Viertelstunde in Österreich aufhalten, die Verleihung der Staatsbürgerschaft.

■ Das Frauenministerium begrüßt die HOSITnitiative für einen „Männerstaatssekretär” und fordert die Umbenennung der Wiener Universität von „Alma Mater Rudolfina” auf „Alma Mahler-Werfel”. Die Übersetzung des lateinischen Wortes „Mater” hat die Ministeriumskonsu-lentin J. B. besorgt.

■ Führende LIF-Politiker verlangen rückwirkend eine Gefahrenzulage für Begrüßung und Handschlag ehemaliger Kriegsverbrecher.

■ Auf die Frage, „Warum ist das Parlament-Plenum heute so voll?”, darf die Antwort des Präsidiums nicht, „In der Kantine gibt es Mohnnudeln”, lauten.

Was allerdings dieser letzte Punkt mit Sparen zu tun hat, das weiß ich nicht. Damit nähere ich mich allerdings den Befürwortern der „Reichensteuer”. Ich sehe nämlich in der „Reichensteuer” nichts Neues; mir reichen schon die alten.

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